Speicheltest: Nachweisführung im Mund

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Immer häufiger werden in Verkehrskontrollen auffällige Fahrer zu einen Speicheltest gebeten. Damit will die Polizei Fahrer ausfindig machen, die mit Drogen am Steuer sitzen und am Straßenverkehr teilnehmen. Doch wie funktioniert ein Speicheltest auf illegale Drogen?

FAQ: Speicheltest

Wie funktioniert ein Speicheltest?

Die Polizei entnimmt Speichel mithilfe eines Wattestäbchens und überträgt diesen auf einen Teststreifen. Dieser zeigt die ggf. eingenommenen Drogen an.

Welche Stoffe können mit einem Speicheltest nachgewiesen werden?

Dieser Drogentest zeigt folgende Substanzen an: Kokain, Opiate, Cannabis, Amphetamine sowie Phencyclidine.

Bin ich verpflichtet, einen Speicheltest zu machen, wenn die Polizei bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle mich dazu auffordert?

Nein, denn für solche Untersuchungen gelten strenge Regeln. Und niemand ist gezwungen, sich selbst zu belasten. Es kann jedoch sein, dass die Polizei Sie dann für einen Bluttest zur Wache mitnehmen möchte. Dafür müssen aber ausreichende Verdachtsmomente vorliegen. Einen richterlichen Beschluss brauchen die Beamten dafür nicht.

Drogentest mit Speichel

Bei einem Speicheltest lassen sich verschiedene Drogen nachweisen.
Bei einem Speicheltest lassen sich verschiedene Drogen nachweisen.

Eine Speichelprobe ist ein sogenannter Schnelltest. Über verschiedene Enzymreaktionen werden damit in kurzer Zeit Ergebnisse produziert, die feststellen, ob eine bestimmte Substanz konsumiert wurde. Wie bei den meisten Tests auf konsumierte Drogen ist auch beim Speicheltest die Substanz und die Dauer seit der letzten Einnahme relevant. Doch wie läuft ein Drogenschnelltest mit Speichel bei einer Kontrolle genau ab?

Ein Speicheltest kann eine Vielzahl von Substanzen nachweisen.
Ein Speicheltest kann eine Vielzahl von Substanzen nachweisen.

Bei einer Verkehrskontrolle werden Sie durch die Beamten gefragt, ob Sie mit einem Speicheltest einverstanden sind, wenn vermutet wird, dass Drogen am Steuer im Spiel sind. Dazu müssen Sie nicht einwilligen. Der Speicheltest der Polizei ist ein sogenannter Vortest. Dieser ist nicht verpflichtend sondern freiwillig. Damit soll der Anfangsverdacht der Beamten ohne großen Aufwand erhärtet oder aufgelöst werden.

Wenn Sie dem Test zustimmen, wird mit einem Wattestäbchen ein Abstrich aus dem Mundraum genommen. Dieser wird auf einen Teststreifen übertragen, der dann die nachgewiesenen Stoffe anzeigt. Ein positiver Test führt dann unweigerlich zu einer Blut- oder Urinuntersuchung, bei der dann auch Rückschlüsse auf die Konzentration der Wirkstoffe im Körper gezogen werden können.

Kann der Speicheltest durch die Polizei erzwungen werden?

Entgegen einiger Vorurteile sind Bürger den Beamten nicht schutzlos ausgeliefert und gezwungen, jede ihrer Anweisungen zu befolgen. Nur bestimmte Maßnahmen darf die Polizei auch ohne Zustimmung des Betroffenen durchführen. Zu den erlaubnispflichtigen Maßnahmen gehört auch der Speicheltest bzw. der Vortest unabhängig von der Methode.

Wird der Vortest jedoch abgelehnt, kann (und wird häufig) eine aufwändige Blutuntersuchung auf der Wache angeordnet. Dieser kann dann nicht mehr widersprochen werden.

Welche Substanzen werden vom Speicheltest erfasst?

Auch kurzlebige Substanzen können mit einem Speicheltest schnell vor Ort nachgewiesen werden.
Auch kurzlebige Substanzen können mit einem Speicheltest schnell vor Ort nachgewiesen werden.

In einer Speichelprobe können viele Substanzen nachgewiesen werden. Zum einen werden viele Stoffe oral konsumiert und sind somit direkt im Speichel gelöst.

Zum anderen enthält der Speichel wie die meisten anderen Körperflüssigkeiten auch Spuren der konsumierten Substanzen. Das macht den Speicheltest zu einer attraktiven Methode der Nachweisgewinnung.

Speicheltest kann Folgendes erfassen:
  • Kokain
  • Amphetamin (auch Methamphetamin)
  • Opiate
  • Cannabis
  • Phencyclidine (PCP, Angel Dust)

Kritik an der Speichelprobe

Trotz der breiten Anwendbarkeit des Speicheltest als Schnelltest ist das Verfahren immer wieder in der Kritik. In der Schweiz werden seit 2005 Speicheltests von der Polizei durchgeführt. Der Einsatz zeigte, dass ein Großteil der Cannabiskonsumenten von dem Test nicht erfasst werden. Der Grund dafür, dass THC im Speicheltest häufig falsch negativ nachgewiesen wird, ist die schlechte Löslichkeit von THC in Wasser. Da der Stoff eher fettlöslich ist, ist ein Nachweis in wässriger Lösung nicht immer aussagekräftig. Auch Hormone, wie sie häufig in Medikamenten verwendet werden, können das Ergebnis beeinflussen.

Des Weiteren können die Tests sabotiert werden, wenn die Zusammensetzung der Nachweisstreifen bekannt ist. Schon jetzt werden Substanzen zum Blockieren der Nachweisreaktion auf den Schwarzmärkten in Form von Kaugummi oder Mundspray angeboten. Jedoch sind diese Schwarzmarktangebote unseriös und sowohl die Wirksamkeit als auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte ist fraglich.

Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Murat Kilinc studierte Jura an der Uni Bremen. Sein Referendariat führte ihn in den Landgerichtsbezirk Verden sowie das OLG Celle. Seine Zulassung als Anwalt erhielt er 2014. Seit 2018 ist er zudem Fachanwalt für Verkehrsrecht und befasst sich umfassend mit diesem Rechtsgebiet.

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