Ihr Wohnsitz bestimmt die Höhe der Prämie, die Sie an Ihre Versicherung zahlen müssen – hätten Sie das gedacht? Jedes Jahr aufs Neue wertet der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) die insgesamt 415 deutschen Zulassungsbezirke hinsichtlich ihrer Schadensbilanzen (Unfälle, Autodiebstähle etc.) aus und bringt die Regionalklassen auf den aktuellen Stand. Die deutschen Kfz-Versicherer ziehen diese bei der Berechnung der zu zahlenden Beiträge heran.
FAQ: Regionalklassen
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt regelmäßig die Regionalstatistik heraus. Darin werden Kfz je nach Region einer Risikoklasse zugeordnet (z. B. Häufigkeit von Unwettern). Auch weitere Kfz-Versicherungsklassen können bei der Bewertung eine Rolle spielen.
Je höher die Regionalklasse, desto teurer die Kfz-Versicherung.
Die Regionalklasse kann beim Verbraucherportal der GDV ermittelt werden.
Was genau ist eine Regionalklasse, was spiegelt sie wieder?
Inhalt
Die Regionalklassen werden jedes Jahr neu herausgegeben. Jede Region, in der ein Auto zugelassen werden kann, wird dabei einer einer Klasse zugeordnet, die wiedergibt, wie riskant es für die Versicherungen ist, ein Fahrzeug aus dieser Region in ihren Schutzumfang aufzunehmen – die durchschnittliche Schadensbilanz einer Region spiegelt sich also in der Kfz-Regionalklasse wieder.
Dabei wird die Schadensbilanz des jeweiligen Zulassungsbezirks in einen Indexwert umgerechnet, der wiederum in die Berechnung der Versicherungsprämie einfließt.
Dieser Indexwert eines Bezirks gibt dabei seine Schadensbilanz im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt an. Der Bundesdurchschnitt ist auf 100 festgelegt. Ist der Index einer Region mit einer Zahl unter 100 beziffert, ist somit ihre Schadensbilanz geringer als der Durchschnitt. Somit sind ländliche Bezirke traditionell in niedrigere Regionalklassen eingeordnet, während bspw. Metropolen mit ihrer hohen städtischen Verkehrsdichte üblicherweise in höhere Klassen eingeteilt werden.
Mithilfe dieser Werte werden die Bezirke schließlich auch in Regionalklassen eingeteilt – Bezirke mit gleichem oder zumindest ähnlichem Wert werden in die gleiche Regionalklasse eingestuft.
Die Einstufung einer Region – welche Faktoren zählen?
In der Kfz-Haftpflicht zählt vor allem das Fahrverhalten der Autofahrer, die Anzahl der Unfälle und die durchschnittliche Schadenhöhe, wie oben beschrieben.
Währenddessen fließen in die Kfz-Regionalklassen der Kaskoversicherungen auch Umweltschäden ein, wie Hagel- oder Hochwasserschäden, oder die Diebstahlhäufigkeit von Autos in einem Bezirk oder auch die Häufigkeit von Wildunfällen.
In welcher Regionalklasse ist mein Auto?
Um herauszufinden, in welche Regionalklasse das eigene Kfz gehört, ist der Hauptwohnsitz des Fahrzeugbesitzers maßgeblich. Auf der Seite der GDV können Sie auf der Deutschlandkarte ganz einfach die Region heraussuchen, in der Sie wohnen (zunächst das Bundesland und schließlich den Landkreis). Ihnen wird dann angezeigt, in welchen Regionalklassen die Pkw aus diesem Bezirk in der Haftpflichtversicherung, in der Vollkasko– und in der Teilkasko eingestuft werden.
Darüber hinaus erfahren Sie den Indexwert des Bezirks in der jeweiligen Versicherungsart sowie die Indexdifferenz, welche die Veränderung zum Vorjahr anzeigt.
Wie die Kfz-Versicherung von der Regionalklasse beeinflusst wird
Zwar sind die von dem GDV jährlich herausgegebenen neuen Regionalklassen für jede Autoversicherung unverbindlich. Trotzdem weichen die Anbieter bei der Berechnung der Prämien nur in seltenen Ausnahmefällen von dem Verzeichnis der GDV ab. Dabei bedeutet eine hohe Regionalklasse für die Kfz-Versicherung unter Umständen auch ein höherer Versicherungsbeitrag.
Die neuen Regionalklassen kann der Versicherungsanbieter in der Regel ab sofort für neue oder bereits bestehende Verträge geltend machen und den Versicherungstarif zur Hauptfälligkeit danach berechnen – normalerweise ist das der 1. Januar des anstehenden Jahres.
Weil für die unterschiedlichen Versicherungsarten wie Vollkasko, Teilkasko usw. auch verschiedene Faktoren bei der Ermittlung der Regionalklassen einfließen, gibt es pro Versicherungsart eine unterschiedliche Anzahl an Regionalklassen:
- In der Haftpflicht gibt es zwölf Klassen.
- Die Vollkasko-Versicherung zählt Regionalklasse ein bis neun.
- In der Teilkasko gibt es sogar 16 Regionalklassen.
Aber aufgepasst: Auch andere Kfz-Versicherungsklassen fließen in die Berechnung der Prämie ein. Dazu gehören auch die Schadenfreiheitsklassen in der Vollkasko und in der Kfz-Haftpflicht. Zudem bringt der GDV neben den Regionalklassen auch jedes Jahr ein Verzeichnis über die Kfz-Typklassen eines jeden Fahrzeugmodells heraus.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an anderen Faktoren, welche die Höhe Ihres Versicherungstarif mitbestimmen können.
Dazu gehören bspw. :
- das Alter des Versicherten
- sein Beruf
- andere auf das Fahrzeug zugelassene Fahrer (das Kind, das gerade frisch seinen Führerschein erhalten hat, kann daher zu einer Erhöhung der Prämie führen)
- wie viele Kilometer der Versicherungsnehmer pro Jahr mit seinem Kfz zurücklegt
Eine Erhöhung der Regionalklasse Ihres Wohnsitzes allein muss daher nicht zwangsläufig zur Erhöhung der Versicherungsprämie führen.
Was kann ich tun, wenn die Versicherung die neue Regionalklasse als Grund für eine Beitragserhöhung nimmt?
Nun müssen Sie nicht tatenlos zusehen, wie sich der Beitrag, den Sie an Ihre Kfz-Versicherung zahlen müssen, von Jahr zu Jahr aufgrund höherer Regionalklassen vermehrt. Sollte Ihnen der Beitrag nun zu hoch sein, können Sie sich bei Ihrem Versicher auf den Paragrafen 40 „Kündigung bei Prämienerhöhung“ des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) beziehen.
Der sagt aus, dass der Versicherungsnehmer das Recht hat, eine Versicherung außerordentlich zu kündigen, wenn sich der zu zahlende Beitrag erhöht, ohne dass der Anbieter gleichzeitig auch den Versicherungsschutz erhöht. Der Versicherte hat nach Erhalt der entsprechenden Mitteilung von seiner Versicherung einen Monat Zeit, um die Kündigung einzureichen. Diese kann frühestens wirksam werden, wenn die Erhöhung der Prämie eintritt.