PoliScan Speed FM1: Messprinzip und Fehleranfälligkeit

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Geschwindigkeitskontrollen werden anhand unterschiedlicher Messtechniken durchgeführt: Sie können zum Beispiel durch Piezo- und Induktionsmessung, per Lichtschranken oder mittels Radar erfolgen. Das von der Firma Vitronic hergestellte Messystem Policscan Speed FM1 arbeitet mit Lasertechnik. Es wird sowohl für stationäre, seminstationäre als auch mobile Messungen verwendet wird. Dieser Ratgeber erklärt, wie PoliScan FM1 Speed funktioniert, wann Messfehler auftreten können und warum es sich lohnen kann, den erhaltenen Bußgeldbescheid prüfen zu lassen.

FAQ: PoliScan Speed FM1

Was ist ein PoliScan Speed FM1?

PoliScan Speed FM1 ein Messsystem, dessen Grundprinzip auf der Laserpuls-Laufzeitmessung (LIDAR) basiert. Es wird für die Ermittlung von Geschwindigkeitsüberschreitungen sowie für die Rotlicht- und Abstandsüberwachung eingesetzt. Das System ist vor allem als stationäres Gerät (Blitzersäule) oder als teilstationärer Blitzer (Enforcement-Trailer) bekannt.

Wie wahrscheinlich sind Messfehler mit PoliScan Speed FM1?

Um die Richtigkeit von Geschwindigkeitsmessungen garantieren zu können, ist eine sachgemäße Handhabung (bspw. die richtige Aufstellung des Geräts) notwendig. Ansonsten kann es zu Falschmessungen kommen. Weitere Informationen zu Fehlerquellen, die in diesem Zusammenhang üblich sind, erhalten Sie hier.

Lohnt es sich, gegen die Messung mit PoliScan Speed FM1 Einspruch einzulegen?

Das Blitzer-System stand bereits mehrfach in der Kritik, da sein Messprinzip nicht den Vorgaben der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) entspreche. So wurden Bußgeldbescheide, die auf den Messergebnissen von PoliScan FM1 basierten, durch Urteile abgemildert oder aufgehoben. Haben Sie ernsthafte Zweifel an der Messung, sollten Sie sich an einen auf Blitzer-Fälle spezialisierten Anwalt für Verkehrsrecht (Blitzeranwalt) wenden. Dieser kann die einschätzen, ob sich ein Einspruch gegen den Bußgeldbescheid in Ihrem Fall lohnt.

Video: Wann lösen Blitzer falsch aus?

Im Video erfahren Sie, welche Fehler beim Einsatz von Blitzern möglich sind und wie Sie gegen den Bußgeldbescheid vorgehen können.
Im Video erfahren Sie, welche Fehler beim Einsatz von Blitzern möglich sind und wie Sie gegen den Bußgeldbescheid vorgehen können.

Vitronic PoliScan Speed FM1: Die Funktionsweise der Messystems

Vitronic Poliscan FM1: Messprinzip; Messfehler und Einspruchschancen werden in diesem Ratgeber behandelt.
Vitronic Poliscan FM1: Messprinzip; Messfehler und Einspruchschancen werden in diesem Ratgeber behandelt.

PoliScan Speed FM1 basiert auf LIDAR-Technologie. Diese ermöglicht es, aus einer kombinierten Weg- und Zeitmessung, sowohl Position, Bewegungsrichtung als auch Geschwindigkeit eines Objekts innerhalb einer festgesetzten Messstrecke zu ermitteln.

Dabei sendet LIDAR permanent kurze gebündelte Lichtimpulse im infraroten Wellenspektrum aus. Treffen die Impulse auf ein Objekt und werden von ihm zurückgeworfen, berechnet die Auswerteeinheit, wie viel Zeit vergeht, bis der reflektierte Impuls wieder auf den Empfänger des LIDAR trifft (Reflexionsdauer).

Ein Laser-Geschwindigkeitsmessgerät mit Vitronic PoliScan Speed FM1 kann mehrspurige Fahrbahnen überwachen.
Ein Laser-Geschwindigkeitsmessgerät mit Vitronic PoliScan Speed FM1 kann mehrspurige Fahrbahnen überwachen.

Registriert das System hierbei einen Verstoß (bspw. die Übertretung der im Messbereich festgesetzten Höchstgeschwindigkeit) löst eine Kamera aus. Die erfassten Bild-, Mess- und Falldaten werden im Datenspeicher des Messystems digital signiert und abgespeichert.

Das Grundmessprinzip ist von der Art des Messeinsatzes unabhängig: Es wird sowohl für Geschwindigkeitsmessungen, die Ermittlung von Rotlichtverstößen sowie für Abstandskontrollen angewendet. Überdies erlaubt das System laut dem Hersteller Vitronic die Überwachung mehrspuriger Fahrbahnen, sodass zeitgleiche Parallelmessungen möglich sind.

Verschiedene Blitzertypen vollziehen Messungen mit PoliScan Speed FM1. Als stationäres Messystem ist es vor allem als Blitzersäule bekannt. Für semistationäre Messeinsätze ist PoliScan Speed FM1 in Anhängerblitzer (Enforcement Trailer) verbaut. Für mobile Messungen wird das System mit einem Dreibein-Stativ kombiniert oder im Innenbereich eines Fahrzeugs installiert.

PoliScan Speed FM1: Fehlerquellen, die Messfehler bedingen

PoliScan FM1: Ein standardisiertes Messverfahren muss die Vorgaben des PTB erfüllen.
PoliScan FM1: Ein standardisiertes Messverfahren muss die Vorgaben des PTB erfüllen.

Beim Einsatz der Blitzer mit PoliScan FM1 können Fehler unter Umständen einen erfolgreichen Einspruch gegen das Bußgeldverfahren begründen. Fehlmessungen rühren dabei primär von einer unsachgemäßen Handhabung der Geräte durch die Messbeamten her.

Folgende Umstände können Messfehler bei PoliScan FM1 zeitigen und dafür sorgen, dass die ermittelten Daten nicht verwertbar sind oder keine bzw. eine verminderte Beweislast haben:

  • Die Geräteeichung des Blitzers war fehlerhaft (keine Eichung und Annahme durch das PTB)
  • Die Installation bzw. die Aufstellung des Geräts ist fehlerhaft (vor allem relevant für Messungen, bei denen PoliScan FM1 mobil verwendet wird)
  • Das Messprotokoll ist unvollständig
  • Die Messstrecke wurde falsch definiert (bspw. zu kurze Strecke)
  • Der Messeinsatz ist nicht vollständig dokumentiert (bspw. können die von PoliScan FM1 ermittelten Rohmessdaten nicht dem Blitzerfoto zugeordnet werden.

Darüber hinaus muss bei Messungen mit PoliScan FM1 der Auswerterahmen plausibel abgebildet sein. Zum Beispiel müssen sich das Kennzeichen oder Teile des Kennzeichen und der Scheinwerfer, die dem Messgerät zugewandt sind, im Auswerterahmen befinden.

Wann lohnt es sich, gegen die Messergebnisse von PoliScan Speed FM1 Einspruch einzulegen?

Sollten Sie die Messungen ernsthaft bezweifeln, ist es ratsam, in dieser Sache einen auf Blitzer-Fälle spezialisierten Rechtsanwalt für Verkehrsrecht (Blitzer-Anwalt) zu konsultieren: Er kann in Ihrem Auftrag Akteneinsicht beantragen, um mögliche Fehler beim Geräteinsatz zu recherchieren, die einen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid begründen.

Ein Einspruch gegen die Messdaten, die anhand PoliScan Speed FM1 ermittelt wurden, kann unter Umständen deshalb ratsam sein, weil das System bereits mehrfach in der Kritik stand. Bußgeldbescheide, die auf den Messergebnissen von PoliScan Speed FM1 basierten, wurden durch mehrere Urteile entweder abgemildert oder aufgehoben wurden.

PoliScan Speed FM1: Klägerfreundliche Urteile

PoliScan Speed FM1: Mehrere Urteile fielen zugunsten der Kläger aus, weil Gerichte die Beweislaste der Messungen anzweifelten.
PoliScan Speed FM1: Mehrere Urteile fielen zugunsten der Kläger aus, weil Gerichte die Beweislaste der Messungen anzweifelten.

Bereits im Jahr 2012 sprach das Amtsgericht (AG) Aachen eine Klägerin von den ihr zur Last gelegten Verstößen frei, weil das Gericht die „Messung […] nicht als standardisiertes Messverfahren“ erachten könne (444 OWi – 606 Js 31/12-93/12).

Auch 2016 stellte ein Gutachten fest, dass die Messungen mit dem System nicht dem Standard des PTB entsprach: Der erforderliche Mindestabstand zwischen Blitzer und Fahrzeugen wurde nicht eingehalten, wodurch es zu verfälschten Messungen kam. So urteilte das Amtsgericht (AG) Mannheim zugunsten eines Klägers und veranlasste die Einstellung des Bußgeldverfahrens (21 OWi – 509 Js 35740/15).

In einem jüngsten Urteil des Verfassungsgerichtshof (VerfGH) Baden-Württemberg vom 16. Januar 2023, bestimmte das Gericht, dass die Herausgabe aller mit PoliScan Speed FM1 ermittelten Daten Grundlage eines „fairen Verfahrens“ darstellen und von der zuständigen Behörde erbracht werden müsse (Az:.1 VB 38/18).

Quellen und weiterführende Links

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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