Pkw-Maut in Deutschland: Was lange währt, wird …

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… vorerst nicht kommen. Die Pkw-Maut – offizielle Bezeichnung in Deutschland Infrastrukturabgabe – ist formal seit dem 1. Januar 2016 auch in Deutschland eingeführt. Die Umsetzung verzögert sich jedoch seither, da die Abgabe an den Ausbau der Systeme für die Erfassung der Fahrzeuge geknüpft ist und auch rechtliche Hürden zu überwinden sind. Im Oktober 2020 soll sie jedoch endlich umgesetzt werden. Weitere Infos zur Pkw-Maut und bereits zu voraussichtlichen Mautabgaben finden Sie im Folgenden.

FAQ: Pkw-Maut

Gibt es in Deutschland eine Pkw-Maut?

Nein, es gibt keine generelle Pkw-Maut. Nur einige Strecken sind in Deutschland für alle Kfz mautpflichtig. Diese finden Sie hier.

Wann kommt die Pkw-Maut in Deutschland?

Ein Urteil des EuGH hat die Einführung der Maut verhindert. Es wird sie daher in Deutschland nicht geben. In welchen anderen Ländern es eine Pkw-Maut gibt, können Sie hier nachlesen.

Welche Kfz müssen in Deutschland Maut zahlen?

Bisher gibt es in Deutschland nur eine Lkw-Maut.

Wichtige Informationen zur Maut

Wichtige Informationen zur Maut verschiedener Länder

Der lange Kampf um die Pkw-Maut

Die Pkw-Maut soll zum Oktober 2020 endlich umgesetzt werden, in Kraft ist die gesetzliche Regelung bereits.
Die Pkw-Maut soll zum Oktober 2020 endlich umgesetzt werden, in Kraft ist die gesetzliche Regelung bereits.

Die Einführung von Mautgebühren auch für Pkw-Fahrer hat in Deutschland in den vergangenen Jahren immer wieder zu Unmut in weiten Bevölkerungsteilen geführt. Die Infrastrukturabgabe soll zwar auch der Instandhaltung der Straßen und Verkehrswege dienen, ob die Einnahmen am Ende aber auch tatsächlich nur dafür eingesetzt werden, muss sich erst in der Praxis zeigen.

Zudem war zu Beginn der Bemühungen um die Einführung davon die Rede, dass deutsche Autofahrer durch die neue Abgabe nicht zusätzlich belastet werden sollten. Eine entsprechende Anrechnung bzw. Erstattung im Rahmen einer vergünstigten Kfz-Steuer war schließlich das Mittel der Wahl. Dadurch werden vor allem ausländische Fahrer finanziell zusätzlich durch die Pkw-Maut belastet.

Diese Tatsache führte dazu, dass die EU-Kommission Mitte 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat, da Europarechtswidrigkeit befürchtet wurde. Mittlerweile wird dieses nach einem Kompromiss 2016 jedoch vorerst nicht weiterverfolgt. Allerdings haben Österreich und die Niederlande Ende 2017 Klage gegen die deutsche Pkw-Maut vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht. Das Ergebnis des Verfahrens steht aus.

Was regelt das Infrastrukturabgabengesetz (InfrAG)?

Das InfrAG ist gesetzliche Grundlage der Pkw-Maut, die in Deutschland eingeführt werden soll. Hierin wird bestimmt, welche Fahrzeuge Mautkosten zahlen müssen, welche Ausnahmen gelten und welche Mautkosten im Einzelnen für die Fahrzeuginhaber entstehen. Im Folgenden die Antworten auf die wichtigsten Kernfragen:

Für welche Verkehrswege sollen die Mautkosten in Deutschland entrichtet werden?

Ausländische Pkw-Halter sollen nur eine Autobahngebühr in Deutschland entrichten.
Ausländische Pkw-Halter sollen nur eine Autobahngebühr in Deutschland entrichten.

Für welche Verkehrswege eine Infrastrukturabgabe geleistet werden muss, richtet sich maßgeblich danach, ob das Fahrzeug im Aus- oder Inland zugelassen ist. Deutsche Autofahrer entrichten die Mautgebühren für alle Bundesfernstraßen, also Autobahnen und Bundesstraßen. Die Pkw-Maut ist daher für inländische Fahrer nicht streckenbezogen.

Für im Ausland zugelassene Fahrzeuge ist nur eine Autobahnmaut in Deutschland vorgesehen, die zudem in Form einer zeitlich begrenzt gültigen Vignette entrichtet werden kann. Diese Autobahnvignette ist dem einen oder anderen Fahrer auch aus anderen Ländern bereits bekannt (etwa Österreich, Tschechien).

Für welche Fahrzeuge gilt die Pkw-Maut in Deutschland?

Betroffen von den Abgaben sind gemäß Infrastrukturabgabengesetz die EG-Fahrzeugklassen M und M1G. Hierunter fallen mehrspurige Personenkraftwagen und Geländewagen mit höchstens 8 Sitzplätzen (zzgl. Fahrersitz) sowie Wohnmobile.

Befreit von der Infrastrukturabgabe sind:

  • Krafträder
  • Kfz von Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und Rettungsdienst
  • steuerbefreite Autos
Darüber hinaus gilt bereits seit mehreren Jahren eine Lkw-Maut in Deutschland. Lastkraftwagenfahrer mussten lange Zeit auch nur eine Autobahnmaut in Deutschland entrichten. Allerdings gab es diesbezüglich mit Wirkung zum 1. Juli 2018 eine Ausweitung: Seither müssen Lkw-Fahrer in Deutschland nicht nur Autobahngebühren, sondern auch die Maut für die Nutzung der Bundesstraßen entrichten. Dadurch soll verhindert werden, dass die Fernfahrer auf die Bundesstraßen ausweichen, um eine Mautzahlung zu umgehen. Zum 1. Januar 2019 wurden die Sätze in der Mauttabelle angehoben und an Lärm- und Luftbelastungen angepasst.

Wie hoch ist die Pkw-Maut?

Um die zu erwartenden Pkw-Mautgebühren zu berechnen, genügt ein Blick in die Anlage des Infrastrukturabgabengesetzes. Hierin ist aufgeführt, welche Abgabensätze für die einzelnen Fahrzeuge erhoben werden. Die ganzjährige Abgabe ergibt sich aus den folgenden Werten:

Fahrzeug (nach Emissionsklasse)Mautgebühr je angefangener 100 ccm Hubraum
Fremdzündungsmotor
Euro 4 oder 52,00 €
Euro 61,80 €
andere6,50 €
Selbstzündungsmotor
Euro 4 oder 55 €
Euro 64,80 €
andere9,50 €
Wohnmobil (je angefangener 200 kg zGG)16 €
Fahrzeuge mit Oldtimer-Kennzeichen130 €/Jahr

Die Kosten für die Jahresvignette liegen jedoch maximal bei 130 €. Fahrer ausländischer Fahrzeuge, die nur zeitweise die Bundesfernstraßen in Deutschland befahren, können die Pkw-Maut auch anteilig entrichten, indem Sie eine Maut-Vignette kaufen, die entweder zehn Tage oder zwei Monate gültig ist. Die Gebühr für die zeitanteiligen Autobahngebühren berechnen sich anhand der Kosten für eine Jahresvignette, die für das jeweilige Fahrzeug anfallen würden:

Kosten für Jahresvignetteanteilige, zeitige Mautgebühr
Zehntagesvignette
< 20 €2,50 €
< 40 €4 €
< 70 €8 €
< 100 €14 €
< 130 €20 €
130 €25 €
Zweimonatsvignette
< 20 €7 €
< 40 €11 €
< 70 €18 €
< 130 €40 €
130 €50 €
Pkw-Maut: Die Jahresvignette soll maximal 130 € kosten.
Pkw-Maut: Die Jahresvignette soll maximal 130 € kosten.

Machen Sie keine Angaben, die eine Klassifizierung und Einordnung Ihres Fahrzeuges in die entsprechenden Kategorien ermöglicht, so gelten für Sie die jeweiligen Höchstsätze. Denn der Behörden ist es in einem solchen Fall nicht möglich, die anfallenden Mautkosten nicht akkurat berechnen können. Diese betragen …

  • … für die Zehntagesvignette 25 €
  • … für die Zweimonatsvignette 50 €
  • … für die Jahresvignette 130 €

Mautgebühren in Deutschland: Auf diesen Strecken von Pkw-Fahrern schon zu entrichten

Es gibt bereits einige Strecken, auf denen seit Jahren eine Pkw-Maut zu entrichten ist. Hierbei handelt es sich um private Mautstraßen, bei denen die Betreiber eine entsprechende Infrastrukturabgabe erheben. Dies betrifft vor allem die folgenden Strecken:

  • Warnowtunnel
  • Herrentunnel
  • Südufer des Walchensees
  • Rossfeldpanoramastraße

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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