Müdigkeitserkennung: Wie funktioniert ein Müdigkeitswarner im Auto?

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Eintretende Müdigkeit kann beim Autofahren böse enden. Insbesondere, wenn Sie alleine unterwegs sind, kann ein Sekundenschlaf hinter dem Steuer sehr gefährlich werden und zum Unfall führen. Immer mehr Fahrzeuge haben daher einen integrierten Müdigkeitswarner, der Sie vor solchen Situationen bewahren soll. Doch wie funktioniert die Müdigkeitserkennung? Können Sie sich auf den Müdigkeitssensor im Auto verlassen? Und ist es möglich und lohnenswert, einen Müdigkeitswarner nachzurüsten, wenn Ihr Kfz noch kein entsprechendes System an Bord hat?

FAQ: Müdigkeitserkennung / Müdigkeitswarner

Wie funktioniert die Müdigkeitserkennung?

Die Müdigkeitserkennung ist ein Fahrerassistenzsystem und arbeitet u.a. mit dem Spurwechselassistenten zusammen. Dabei werden Lenkverhalten, Fahrzeuggeschwindigkeit, Tageszeit und Blinkverhalten analysiert und ausgewertet. Bei einigen Systemen werden zudem die Augen des Fahrers beobachtet. Stellt das System einen hohen Müdigkeitsgrad fest, gibt es eine Warnung an den Fahrer raus und empfiehlt eine Pause. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ist eine Müdigkeitserkennung in jedem Auto eingebaut?

Nein. Im Gegensatz zum ABS und ESP ist ein Müdigkeitswarner keine Pflicht. Häufig kann das System beim Autokauf gegen Aufpreis dazu bestellt werden. Auch eine spätere Nachrüstung ist grundsätzlich möglich.

Hilft ein Müdigkeitswarner zuverlässig vor Sekundenschlaf?

Die Müdigkeitserkennung hat lediglich unterstützende Funktion und gibt Empfehlungen und Warnungen heraus. Sie hilft natürlich dabei, durch Müdigkeit bedingte Unfälle zu verhindern. Die größte Verantwortung trägt aber weiterhin der Fahrer selbst.

Wie funktioniert die Müdigkeitserkennung?

Die Müdigkeitserkennung beugt Sekundenschlaf vor und kann schlimme Unfälle verhindern.
Die Müdigkeitserkennung beugt Sekundenschlaf vor und kann schlimme Unfälle verhindern.

Müdigkeit ist eine häufige und oft auch tödlich endende Unfallursache. Bereits im Jahr 2016 hat die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) festgestellt, dass jeder vierte Unfalltote auf deutschen Autobahnen auf Kosten von Sekundenschlaf geht. Trotzdem wird die Gefahr von vielen Menschen noch unterschätzt. Nach einer Studie des Deutschen Verkehrssicherheitsrates ergab sich demnach Folgendes:

  • 45 Prozent der Befragten glaubten, dass sie durch Müdigkeit bedingte Beeinträchtigungen durch ihre jeweilige Fahrerfahrung ausgleichen können
  • 43 Prozent waren überzeugt, den Zeitpunkt des Einschlafens sicher vorhersehen zu können
  • 17 Prozent gaben an, trotz Müdigkeit einfach weiterzufahren

Anhand eines einfachen Beispiels lässt sich jedoch erahnen, wie gefährlich Müdigkeit am Steuer wirklich ist: Bei einem Sekundenschlaf von nur drei Sekunden und einer Geschwindigkeit von 100 km/h legt das Fahrzeug schon über 80 Meter ohne Kontrolle zurück.

Sind Sie zu zweit unterwegs, kann oft ein Beifahrer noch das Schlimmste verhindern. Allerdings kann auch dieser nicht jederzeit zuverlässig überprüfen, ob Sie in einen Sekundenschlaf fallen. Diese Rolle übernimmt bei einem Auto mit Müdigkeitserkennung der Müdigkeitssensor. Doch wie macht er das? 

Müdigkeitserkennung: Funktionsweise des Systems

Die Müdigkeitserkennung ist eines von vielen Fahrerassistenzsystemen
Die Müdigkeitserkennung ist eines von vielen Fahrerassistenzsystemen.

Zusammen mit anderen Fahrerassistenzsystemen analysiert der Müdigkeitswarner insbesondere das Lenkverhalten. Das System stellt zusammen mit dem Spurwechselassistenten fest, wenn Sie längere Zeit nicht lenken und die Lenkung in gewissen Abständen immer wieder abrupt korrigieren. Dies ist nämlich häufig ein typisches Zeichen für starke Müdigkeit beim Fahrer. 

Damit die Müdigkeitserkennung noch zuverlässiger ist, kombiniert das System die gesammelten Daten über das Lenkverhalten mit weiteren Aufzeichnungen zur Fahrzeuggeschwindigkeit, Tageszeit und Blinkverhalten. Am Ende kommt als Ergebnis ein bestimmter Müdigkeitsgrad heraus, auf den der Müdigkeitswarner entsprechend reagieren kann.

Bei einigen Systemen werden von der Müdigkeitserkennung auch die Augen des Fahrers überprüft. Das funktioniert mithilfe einer Kamera, die im Cockpit angebracht ist. Dabei werden unter anderem der Gesichtsausdruck des Fahrers und das Blickverhalten aufgezeichnet und für die Bestimmung des Müdigkeitsgrades ausgewertet.

Stellt der Müdigkeitssensor im Auto mithilfe der gesammelten Daten einen erhöhten Müdigkeitsgrad fest, meldet sich das System mit einem akustischen, optischen oder haptischen Signal beim Fahrer. Um der Gefahr des Sekundenschlafes wirkungsvoll entgegenzuwirken, empfiehlt der Müdigkeitswarner sodann auch eine Pause

In diesem Video des Deutschen Verkehrssicherheitsrates sehen Sie noch einmal kurz zusammengefasst, wie die Müdigkeitserkennung genau funktioniert:

https://www.youtube.com/watch?v=oLlt25RO25o

Müdigkeitswarner hat nur unterstützende Funktion

Auch wenn eine Müdigkeitserkennung oftmals helfen kann, schlafbedingte Unfälle zu verhindern, bietet der Assistent lediglich eine zusätzliche Unterstützung. Der wichtigste Faktor, um Sekundenschlaf entgegenzuwirken, ist trotzdem immer noch der Fahrer selbst. Sollten Sie also feststellen, dass Sie müde sind, legen Sie regelmäßige Pausen ein und fahren auch ansonsten verantwortungsvoll in einer angepassten Geschwindigkeit. Bei Übermüdung sollten Sie generell vermeiden, sich ans Steuer zu setzen.

Welches Auto hat eine Müdigkeitserkennung?

Im Gegensatz zum Antiblockiersystem (ABS) oder elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP), ist eine installierte Müdigkeitserkennung bei neuen Autos nicht verpflichtend vorgeschrieben. Ob sich ein Müdigkeitswarner an Bord befindet, kommt daher auch auf das jeweilige Automodell und das konkrete Angebot des Herstellers an.

Häufig kann die Müdigkeitserkennung gegen Aufpreis als Funktion dazu bestellt werden. Wenn Sie sich für ein Auto mit Müdigkeitssensor interessieren, sprechen Sie also am besten mit Ihrem jeweiligen Autohändler bzw. -hersteller und informieren sich direkt dort über aktuelle Angebote. 

Kann ich einen Müdigkeitswarner nachrüsten?

Eine Müdigkeitserkennung nachrüsten zu lassen ist möglich.
Eine Müdigkeitserkennung nachrüsten zu lassen ist möglich.

Wenn in Ihrem Auto noch kein System eingebaut ist, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, eine Müdigkeitserkennung nachrüsten zu lassen. Je nach Funktionsweise werden die notwendigen Fahrerassistenzsysteme dann in Ihr Fahrzeug nachträglich eingebaut. Die Frage nach dem genauen Kostenpunkt kann dabei nicht pauschal beantwortet werden, da die Summe stark abhängig von der konkret gewünschten Müdigkeitserkennung und dem entsprechenden Anbieter ist. Sollten Sie an einer Nachrüstung interessiert sein, sprechen Sie am besten mit dem Fachhandel und wägen für sich selbst ab, ob eine derartige Investition für Sie lohnenswert ist.

Quellen und weiterführende Links

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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