Mit dem Lkw im Überholverbot überholt: Und jetzt?

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Aufgrund ihrer Größe sowie ihres Gewichts von oftmals mehreren Tonnen sind Lkw stets mit einem größeren Unfallrisiko belastet als beispielsweise Pkw. Brummifahrer sollten sich daher der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sein, wenn sie mit dem Lkw zum Überholmanöver ansetzen. Womit sie rechnen müssen, wenn sie verbotenerweise mit dem Lkw im Überholverbot überholen und was es außerdem zu beachten gilt, lesen Sie im Ratgeber.

Bußgeldtabelle: Was droht, wenn Sie das Überholverbot für Lkw missachten?

VerstoßBußgeldPunkteFahrverbot
Überholen im Überholverbot mit Lkw70 €1
… mit Gefährdung85 €1
… mit Unfall105 €1
Überholverbot für Lkw missachtet und Gegenverkehr behindert150 €1
… mit Gefährdung250 €21 Monat
… mit Unfall300 €21 Monat
Im Überholverbot bei unklarer Verkehrslage mit Lkw überholt150 €1
… mit Gefährdung250 €21 Monat
… mit Unfall300 €21 Monat
Elefantenrennen (mit nicht wesentlich höherer Geschwindigkeit überholt)80 €1
… mit Unfall120 €1
Mit einem Lkw über 7,5 t überholt, obwohl die Sichtweite unter 50 m lag120 €1
… mit Gefährdung200 €21 Monat
… mit Unfall240 €21 Monat

FAQ: Überholverbot für Lkw

Wann gilt ein Überholverbot für Lkw?

Ist die Verkehrslage unklar, die Sichtweite erschwert oder ein Schild kündigt ein Überholverbot an, dürfen Lkw-Fahrer nicht zum Überholmanöver ansetzen.

Was müssen Lkw-Fahrer beim Überholen bedenken?

Das Überholen ist Brummifahrern in der Regel unter anderem nur dann gestattet, wenn der Vorgang innerhalb von 45 Sekunden zu bewerkstelligen ist. Der Geschwindigkeitsunterschied zum anderen Kfz muss also mindestens 10 km/h betragen. So soll sogenannten „Elefantenrennen“ vorgebeugt werden.

Welche Ahndungen drohen bei Verstößen gegen das Überholverbot für Lkw?

Bußgelder, Punkte in Flensburg sowie Fahrverbote liegen im Bereich des Möglichen, wenn Sie sich als Lkw-Fahrer nicht an geltendes Überholverbot halten. Die Bußgelder dafür finden Sie hier.

Wichtige Informationen zum Überholen mit dem Lkw

Was besagt die StVO zum Überholverbot für Lkw?

Als Lkw-Fahrer einen anderen Lkw überholen: Auf der Autobahn kann dies besonders gefährlich sein.
Als Lkw-Fahrer einen anderen Lkw überholen: Auf der Autobahn kann dies besonders gefährlich sein.

Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) beschäftigt sich unter anderem in § 5 mit dem Überholen. Die Vorschriften dazu gelten weitestgehend für Pkw und Lkw gleichermaßen, wobei jedoch auch Sonderregelungen für Brummis existieren. Absatz 3 zufolge gilt für Lkw ein Überholverbot in folgenden Situationen:

  • wenn die Verkehrslage unklar ist
  • wenn ein Verkehrszeichen ein Überholverbot für Lkw ankündigt (Zeichen 277)

Weiterhin heißt es in § 5 Absatz 3a StVO:

Wer ein Kraftfahrzeug mit einer zulässigen Gesamtmasse über 7,5 t führt, darf unbeschadet sonstiger Überholverbote nicht überholen, wenn die Sichtweite durch Nebel, Schneefall oder Regen weniger als 50 m beträgt.“

Demzufolge dürfen Lkw-Fahrer nicht überholen, wenn die Witterungsbedingungen die Sicht erschweren, die Entwicklung der Verkehrslage ungewiss ist oder ein Überholverbot für Lkw durch ein Schild angekündigt wurde. Solche befinden sich nicht selten auf Autobahnen. Doch was ist eigentlich der Grund dafür?

Weshalb gilt für Lkw teilweise ein Überholverbot auf der Autobahn?

Dieses Verkehrszeichen kündigt ein Überholverbot für Lkw an.
Dieses Verkehrszeichen kündigt ein Überholverbot für Lkw an.

Grundsätzlich ist für Lkw eine Geschwindigkeit von maximal 80 km/h auf der Autobahn vorgeschrieben. Hinzu kommt, dass sie oft eine enorme Länge aufweisen. Ein Überholvorgang mit dem Lkw nimmt dementsprechend einige Zeit in Anspruch und kann schnell dazu führen, dass der übrige Verkehrsfluss behindert wird.

Um dies zu verhindern, herrscht auf gewissen Abschnitten ein Überholverbot für Lkw auf der Autobahn. In diesem Zusammenhang ist häufig die Rede von sogenannten „Elefantenrennen“, die umgangssprachlich folgende Situation beschreiben:

Ein Lkw überholt einen anderen Lkw und die komplette Fahrbahn ist oft mehrere Minuten lang blockiert, weil der Geschwindigkeitsunterschied der beiden Brummis minimal ist. Während dieses Vorgangs kommt kein Pkw-Fahrer vorbei und der gesamte nachfolgende Verkehr wird erzwungenermaßen ausgebremst.

Da dadurch eine erhebliche Gefährdung entsteht, entschied beispielsweise das Oberlandesgericht (OLG) Hamm am 29.10.2008 in Bezug auf das Lkw betreffende Überholverbot: Nur wenn das Manöver nach höchstens 45 Sekunden abgeschlossen ist, die Differenzgeschwindigkeit also bei mindestens 10 km/h liegt, dürfen Lkw auf der Autobahn überholen, ohne ein Bußgeld fürchten zu müssen (Az.: 4 Ss OWi 629/08).

Unterwegs mit dem Lkw: So überholen Sie richtig

Wie bereits erwähnt, dürfen Brummis nur dann zum Überholen ansetzen, wenn der Vorgang innerhalb von 45 Sekunden zu meistern ist, also der Geschwindigkeitsunterschied zum anderen Fahrzeug bei mindestens 10 km/h liegt. Aufgrund der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf der Autobahn darf das Tempo des zu Überholenden bei dieser Geschwindigkeit entsprechend maximal bei 70 km/h liegen. Ansonsten gilt für Lkw ein Überholverbot – auch ohne Schild.

Nicht selten ist von einem Überholverbot für Lkw eine zweispurige Autobahn betroffen.
Nicht selten ist von einem Überholverbot für Lkw eine zweispurige Autobahn betroffen.

Weiterhin müssen eine Behinderung des Gegenverkehrs sowie eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs in jedem Fall ausgeschlossen werden. Zu beachten ist außerdem der vorgeschriebene ausreichende Seitenabstand (in der Regel mindestens 1,5 Meter zu Autos oder anderen Lkw). Wie Autofahrer müssen auch Lkw-Fahrer vor dem Überholvorgang rechtzeitig blinken und sich nach dem Überholen so bald wie möglich wieder rechts einordnen.

Übrigens: Es handelt sich um eine Fehlannahme, dass das Verkehrsschild, welches für Lkw ein Überholverbot ankündigt, auch für Pkw mit Anhänger gilt. Schließlich heißt es dazu in der Anlage 2 der StVO zu den Vorschriftzeichen unter der Nummer 54:

Überholverbot für Kraftfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse über 3,5 t, einschließlich ihrer Anhänger, und für Zugmaschinen. Ausgenommen sind Personenkraftwagen und Kraftomnibusse.“

Pkw werden demzufolge explizit ausgeschlossen. Die Frage in Bezug auf das Lkw betreffende Überholverbot, ab wie viel Tonnen es Anwendung findet, wird ebenfalls beantwortet: bei einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen.

Sanktionen aus dem Bußgeldkatalog: Wenn Lkw-Fahrer trotz Überholverbot überholen

Missachten Sie mit dem Lkw ein Überholverbot, kann es schnell zum Unfall kommen.
Missachten Sie mit dem Lkw ein Überholverbot, kann es schnell zum Unfall kommen.

Sobald das entsprechende Verkehrsschild ein Überholverbot für Lkw ankündigt, müssen Sie sich als Brummifahrer auch daran halten. Ansonsten können Bußgelder, Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot auf Sie zukommen. Überholen Sie beispielsweise im Überholverbot mit dem Lkw, werden ein Bußgeld in Höhe von 70 Euro und ein Punkt fällig.

Es droht ebenfalls ein Bußgeld, wenn Lkw-Fahrer im Überholverbot überholen und die Verkehrslage unklar war: Mit 150 Euro und einem Punkt müssen Sie hier rechnen. Entstand durch dieses Fehlverhalten zusätzlich eine Gefährdung, erhöht sich der zu zahlende Betrag auf 250 Euro. Hinzu kommen zwei Punkte in Flensburg und ein einmonatiges Fahrverbot gemäß Bußgeldkatalog für Lkw.

Hielten Sie sich nicht an das für Lkw geltende Überholverbot, behinderten dabei den Gegenverkehr und verschuldeten außerdem einen Unfall, bestehen die Konsequenzen aus einem Bußgeld von 300 Euro, zwei Punkten in Flensburg sowie einem Fahrverbot von einem Monat. Nahmen Sie als Lkw-Fahrer an einem Elefantenrennen teil, können Ihnen 80 Euro und ein Punkt aufgebrummt werden.

Im Video zusammengefasst: Das Lkw-Überholverbot – Was ist dran am Mythos?

Elefantenrennen: Alles Wichtige erfahren Sie in diesem Video!
Elefantenrennen: Alles Wichtige erfahren Sie in diesem Video!

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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