Untersuchung der Leberwerte – Bei einer MPU wegen Alkohol verzichtbar?

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Bestehen Zweifel an der Fahreignung einer Person, etwa weil sie wiederholt mit Alkohol am Steuer oder einmalig mit einer hohen Blutalkoholkonzentration aufgefallen ist, wird in der Regel eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die Leberwerte?

FAQ: Leberwerte untersuchen

Wie können die Leberwerte untersucht werden?

Hierzu wird Blut abgenommen und danach im Labor untersucht. Weitere Infos dazu können Sie hier nachlesen.

Wozu dient die Untersuchung der Leberwerte?

Mit den Leberwerten kann unter anderem ein Alkoholmissbrauch, der über einen längeren Zeitraum stattgefunden hat, nachgewiesen werden.

Sind Sie Leberwerte bei der MPU von Belang?

Früher wurde oft im Rahmen einer MPU auf diese Untersuchung gesetzt. Heutzutage jedoch kommt es meist zu einer Haaranalyse, bei der auf Ethylglucuronid (EtG) getestet wird. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Wichtige Informationen zu Leberwerten

Worauf weisen erhöhte Leberwerte hin?

Erhöhte Leberwerte können durch Alkohol zu erklären sein.
Erhöhte Leberwerte können durch Alkohol zu erklären sein.

Schlechte Leberwerte lassen sich durch einen Bluttest feststellen. Es ist landläufig bekannt, dass übermäßiger Konsum von Alkohol die Leber schädigt. Das Organ spielt beim Alkoholabbau nämlich eine entscheidende Rolle. In der Leber werden rund 95 bis 98 Prozent des Alkohols abgebaut.

Dies geschieht durch verschiedene Enzymsysteme. Zunächst wandelt das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) in der Leber den Alkohol in Azetaldehyd um. Dieser Stoff ist giftig. Er wird anschließend mit Hilfe des Enzyms Aldehyddehydrogenase (ALDH) in Essigsäure (Azetat) umgewandelt.

Auch bestimmte Medikamente und Erkrankungen können die Leberwerte beeinflussen.
Auch bestimmte Medikamente und Erkankungen können die Leberwerte beeinflussen.

In einem letzten Schritt sorgen verschiedene Enzyme in der Leber dafür, dass die Essigsäure zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut wird. Diese Stoffe können dann über den Urin, den Atem sowie den Schweiß ausgeschieden werden.

Wie lange der Abbau von Alkohol in der Leber genau dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu gehören unter anderem die Folgenden:

  • Alter
  • Gewicht
  • Geschlecht
  • Wie viel Alkohol eine Person zu sich genommen hat
  • Ob die Person vorher etwas gegessen hat


Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Frauen etwa 0,1 Promille und Männer ungefähr 0,2 Promille pro Stunde abbauen. Dass sich der Abbau von Alkohol durch die Leber mit Hilfe von Bewegung oder Kaffee beschleunigen lässt, ist übrigens ein Mythos.

Erhöhte Leberwerte können andere Ursachen als Alkoholkonsum haben. Hierzu gehören etwa Infektions- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Störungen des Hormonhaushaltes. Auch gewisse Medikamente und Drogen, wie zum Beispiel Ecstasy, können dazu führen, dass eine Blutuntersuchung im Labor ergibt, dass die Leberwerte zu hoch sind. Des Weiteren ist auch eine zu fetthaltige Ernährung äußerst schädlich für die Leber.

Nachweisbarkeit von Alkohol durch die Leberwerte

Sollen die Leberwerte im Labor untersucht werden, entnimmt ein Arzt Blut aus einer Vene. Im Anschluss erfolgt dann die Analyse. Hierbei sind unterschiedliche Enzyme von Bedeutung. Hierzu gehören unter anderem:

  • Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT), welches auch als Aspartat-Aminotransferase (AST, ASAT) bekannt ist
  • Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT), welches auch als Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT) bekannt ist
  • Kohlenhydrat-Mangel-Transferrin (CDT)
  • Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT oder GGT genannt)
  • Mittleres Zellvolumen (MCV)

Wie bereits erwähnt, wird die Leber durch Alkohol geschädigt. Vom Durchschnitt abweichende Leberwerte deuten auf einen Alkoholmissbrauch hin. Hierzu werden die oben genannten Enzyme untersucht. GPT und GOT werden hierbei im Verhältnis zueinander betrachtet. Ersteres ist vor allem im Plasma von Leberzellen zu finden, während die GOT ein Enzym ist, das Kohlenhydrate verstoffwechselt. Ist weniger GPT als GOT vorhanden, so kann dies auf einen übermäßigen Konsum von Alkohol hinweisen.

Auch wenn der Gamma-GT-Wert erhöht ist, kann auf Alkohol geschlossen werden. Die GGT ist am Eiweißstoffwechsel beteiligt und wird in der Leber produziert. Beim Konsum von Alkohol oder Drogen, aber auch bei der Einnahme von bestimmten Medikamenten, steigt der GGT-Wert an. Dies erfolgt jedoch nicht sofort, sondern in der Regel etwa vier bis fünf Tage nach der Einnahme.
Ein Arzt kann erhöhte Leberwerte feststellen.
Ein Arzt kann erhöhte Leberwerte feststellen.

Bei der Untersuchung der Leberwerte wird auch das CDT untersucht, welches für den Transport von Eisen zuständig ist. Trinkt eine Person regelmäßig Alkohol, sind erhöhte Werte zu beobachten. Nimmt jemand nur selten alkoholische Getränke zu sich, sind jedoch in der Regel keine Veränderungen zu beobachten. Zeigen die Leberwerte also auffällige Ergebnisse für CDT, kann unter Umständen auf einen längeren Alkoholmissbrauch geschlossen werden.

Für die Leberwerte ist zudem das MCV von Bedeutung. Hierbei handelt es sich um den Volumeninhalt der roten Blutzellen. Nimmt eine Person Alkohol zu sich, führt dies zu einer Vergrößerung der roten Blutkörperchen. Durch das MCV kann der Konsum von Alkohol noch ca. 90 Tage später nachgewiesen werden. Erst dann ist der Abbauprozess abgeschlossen.

Durchschnittliche Ergebnisse bei einer Untersuchung der Leberwerte, etwa für Gamma-GT-Werte, sind der Tabelle zu entnehmen:

EnzymFrauenMänner
GPT< 35 U/l< 50 U/l
GOT< 35 U/l< 50 U/l
Gamma-GT< 40 U/l< 60 U/l
MCV78-98 fl78-98 fl

U/l (Einheiten pro Liter); fl (Femtoliter)

Sind bei einer MPU die Leberwerte von Bedeutung?

Bedeutung der Leberwerte: Bei einer MPU wird heute oft auf eine Untersuchung verzichtet.
Bedeutung der Leberwerte: Bei einer MPU wird heute oft auf eine Untersuchung verzichtet.

Wird eine Person von der Polizei kontrolliert und besteht der Verdacht, dass sie berauscht oder betrunken ist, wird meist ein Drogen- bzw. Alkoholtest durchgeführt. Gehen die Behörden davon aus, dass ein Alkoholmissbrauch vorliegt und die Person nicht mehr über die nötigen Eigenschaften verfügt, die von einem Fahrer verlangt werden, erfolgt die Entziehung der Fahrerlaubnis.

Häufig bekommen Betroffene den Führerschein dann nur zurück, wenn sie eine MPU erfolgreich absolvieren. In vielen Fällen wird des Weiteren kontrolliertes Trinken oder gar ein kompletter Verzicht auf Alkohol, also eine Abstinenz, über sechs bis zwölf Monate angeordnet. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Behörde davon ausgeht, dass die gefahrlose Teilnahme am Straßenverkehr auf Grund einer Abhängigkeit von Alkohol bzw. eines Alkoholmissbrauchs nicht mehr möglich ist.

In der Vergangenheit wurde eine Untersuchung der Leberwerte häufig ergänzend zu einer Haaranalyse oder einem Urintest durchgeführt, um einen Alkoholmissbrauch über einen längeren Zeitraum zu belegen.

Doch neuerdings spielen die Leberwerte in diesem Zusammenhang eine immer unwichtigere Rolle. In der Regel wird auf die zusätzliche Analyse der in der Leber befindlichen Enzyme verzichtet, da sich ein neues Verfahren durchgesetzt hat.

Im Rahmen einer Haaranalyse wird die Probe auf Ethylglucuronid – kurz EtG genannt – getestet. Dies ist ein Produkt, welches beim Abbau von Ethanol entsteht. Im Rahmen des Stoffwechselprozesses lagert es sich in den Haaren ein und wird anschließend nicht weiter abgebaut. Bei einer Haaranalyse kann das EtG dann festgestellt werden.

Über den Autor

Dr. Philipp Hammerich (Rechtsanwalt)
Dr. Philipp Hammerich

Dr. Philipp Hammerich studierte an der Universtät Hamburg und absolvierte sein Referendariat am OLG Hamburg. Er promovierte beim damaligen Richter am BVerfG, Prof. Dr. Hoffmann-Riem. Zugelassen als Rechtsanwalt ist er seit 2007. Seine thematischen Schwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Straf-, Zivilrecht.

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