Den Drogenbeauftragten der Bundesregierung zufolge konsumieren mehr als 9,5 Millionen Deutsche Alkohol in gesundheitlich riskanter Form, wobei 1,8 Millionen als alkoholabhängig gelten. Nicht selten kommt es dazu, dass Alkoholkonsumenten sich unter Alkoholeinfluss ans Steuer setzen und einen Unfall verursachen. Dies hat zur Folge, dass ihm in schlimmen Fällen der Führerschein entzogen wird und er dann zur MPU muss.
Während der MPU wird er in der Regel aufgefordert, nachzuweisen, dass er die letzten Monate entweder völlig abstinent gelebt oder kontrolliertes Trinken praktiziert hat.
Weiterführende Informationen zum Alkohol am Steuer
FAQ: Kontrolliertes Trinken
Kontrolliertes Trinken ist ein Konzept, bei dem die Betroffenen sehr selten Alkohol trinken und diese Anlässe im Voraus planen. Damit soll ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol geübt werden.
Kontrolliertes Trinken lässt sich vor allem dadurch nachweisen, dass Sie den Psychologen davon überzeugen können, dass Sie dies praktiziert haben. Möglich wäre etwa ein Protokoll über Ihren Alkoholkonsum. Möglicherweise verlangt der Psychologe trotzdem eine Haarprobe als Nachweis.
Welcher Nachweis gefordert ist, wird in der Regel im Voraus mit einem Psychologen besprochen, der an der MPU beteiligt ist.
Was ist kontrolliertes Trinken im Allgemeinen?
Inhalt
Alkohol kontrolliert zu trinken bedeutet, sehr wenig und selten zu trinken, vor allem nicht spontan, sondern im Voraus geplant. Dabei stehen ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Rauschmittel sowie das Bewusstsein im Vordergrund, unter keinen Umständen sich ans Steuer zu setzen, nachdem Alkohol konsumiert wurde. Im besten Falle werden die Promillegrenzen nicht überschritten.
Wer Alkohol kontrolliert trinkt, hat ein gesünderes Verhältnis zu dem Genussmittel als jemand, der in hohem Maße konsumiert. Wenn eine Sucht zugrunde liegt, ist es sogar sinnvoll, gänzlich auf Alkohol zu verzichten.
Seit Anfang September 2016 ist in Deutschland ein Medikament zugelassen, das dabei helfen soll, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Dieses Medikament enthält den Wirkstoff „Nalmefen“, der die Zufuhr von Dopamin beim Alkohol stoppen soll. Da Dopamin für das Entstehen von Glückshormonen verantwortlich ist, verlieren die Konsumenten bei der Abwesenheit von Dopamin den Reiz, Alkohol zu trinken, was dazu führt, dass kontrolliertes Trinken leichter zu praktizieren ist. Wer das Mittel einnimmt, ist verpflichtet, eine Begleittherapie zu machen, bei der er sich aktiv mit seiner Krankheit auseinandersetzen soll.
Kontrolliertes Trinken vor der MPU
Wer nach einem schwerwiegenden Alkoholvergehen zur MPU muss, muss unter Umständen entweder einen Abstinenznachweis erbringen oder belegen, dass er die letzten Monate kontrolliertes Trinken praktiziert hat. Dabei muss er während der MPU dem Gutachter beweisen, dass keine Alkoholkrankheit oder kein Problem im Umgang mit Alkohol vorliegt. Zuvor wird in einem Gespräch mit einem Psychologen festgelegt, ob für den Betroffenen vor der MPU kontrolliertes Trinken oder die Abstinenz der bessere Weg ist.
Die MPU setzt sich aus verschiedenen Teilbereichen zusammen:
- Reaktionstest
- Medizinische Untersuchung
- Psychologisches Gespräch
Ein kontrollierter Alkoholkonsum vor der MPU heißt, dass die Promillegrenze von 0,3 bis 0,5 beim Trinken nicht überschritten werden sollen. Darüber hinaus sollen zwischen den Anlässen zum Alkoholkonsum mindestens vier Wochen liegen, sodass in einem Jahr höchstens zwölfmal getrunken wird. Demzufolge ist das kontrollierte Trinken vor einer MPU eine Art Entzugsprogramm für Alkoholiker, die ihren Konsum reduzieren sollen.
Auch wenn der Nachweis nicht immer verlangt wird, ist es ratsam, für die MPU gänzlich auf den Alkoholkonsum zu verzichten.
Wie kann kontrolliertes Trinken nachgewiesen werden?
Beim Gespräch mit dem Psychologen kommt es zunächst auf ein überzeugendes Auftreten an. Darüber hinaus ist es entscheidend, dass Sie deutlich machen, dass Sie beim Alkohol tatsächlich kontrolliertes Trinken praktizieren und ihre eventuelle Sucht im Griff haben.
Wenn Sie erklären, in den letzten Monaten kontrolliertes Trinken praktiziert zu haben, dann wird der Psychologe Ihnen das in der Regel glauben. Es ist aber auch denkbar, dass er Ihnen anbietet, dies durch eine Haarprobe nachzuweisen.
Auch wenn dieser Nachweis freiwillig ist, sollten Sie den Vorschlag nicht ablehnen, da sich das negativ auf das Urteil des Gutachters auswirken könnte. Im Zweifelsfall wird der Psychologe eine Leberwerteuntersuchung anordnen, um ein sicheres Ergebnis zu bekommen. Wenn kein Nachweis verlangt wird, können Betroffene selbst entscheiden, ob sie diesen vorlegen wollen, um ihre Argumentation auf Fakten zu stützen.
Der Nachweis ist aber keine Garantie dafür, dass die MPU bestanden ist. Vielmehr geht es darum, dass Betroffene sich mit ihrem Verhältnis zum Alkohol auseinandersetzen und aus ihren Fehlern lernen. Wenn Sie die MPU trotz kontrolliertem Trinken nicht bestanden haben, könnte es an vielen Faktoren liegen, beispielsweise an Unzulänglichkeiten im Reaktionstest oder an gesundheitlichen Problemen. Es ist danach nicht möglich, die MPU zu wiederholen.
Kurs für kontrolliertes Trinken
Das Konzept für kontrolliertes Trinken entstand in den sechziger Jahren in Australien und den USA und wurde Ende der neunziger Jahre von dem Psychologen Joachim Körkel nach Deutschland geholt. Am Anfang wurde das Konzept stark kritisiert und abgelehnt, doch mittlerweile haben sich seine Kurse als effektiv erwiesen.
In dem Kurs lernen die Teilnehmer, den Konsum einzuschränken und mit Situationen umzugehen, die bisher zum Trinkgelage führten. Jeder setzt seine Ziele selbst, führt Trinktagebuch, um ein Gefühl für seinen Konsum zu entwickeln. Durch die Therapie sollen Betroffene lernen, die eigenen Trinkgewohnheiten selbstreflektierend aufzuarbeiten.
Körkel zufolge müssen die Patienten nicht komplett auf den Alkohol verzichten, da die meisten nach einer Zeit der Abstinenz wieder anfangen, exzessiv Alkohol zu trinken. Außerdem ist der Verzicht ein zu großer Schritt. Die Meisten sind mehr bereit, den Mittelweg zu gehen.
Das Ergebnis zeigt, dass etwa 10 bis 30 Prozent der Kursteilnehmer beschließen, während oder nach dem Training trocken zu leben. Da sie die Entscheidung selbst gefällt haben, stehen sie auch stärker dahinter.
Therapien sind ambulant und freiwillig. Viele Krankenkassen bezuschussen die Teilnahme.
Kontrolliertes Trinken und Autofahren
Auch wenn kontrolliertes Trinken positiv konnotiert ist, ist es dringend davon abzuraten, Alkohol zu konsumieren und Auto zu fahren. Im Straßenverkehr gilt die Promillegrenze von 0,5 bzw. 0,3 bei auffälliger Fahrweise. In der Probezeit muss der Alkoholkonsum vor einer Fahrt komplett vermieden werden. Durch das Trinken von Alkohol wird die Reaktionsfähigkeit herabgesetzt, was zu schwerwiegenden Unfällen führen kann.
Hallo, ich war 2019 Ersttäter mit 2,4 Promille in Strassenverkehr.
Ein Abstinenznachweis wurde offiziell nicht angeordnet
Die MPU habe ich nur aus fehlendem Abstinenznachweis nicht bestanden.
Kann ich kontrolliertes trinken nachweisen oder muss ich Abstinenz mit Urin nachweisen?
Mit freundlichen Grüßen