Führerschein ohne MPU zurückbekommen – Ist das möglich?

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Hat ein Verkehrsteilnehmer massiv gegen gesetzliche Regelungen verstoßen und wurde ihm daraufhin der Führerschein entzogen, wird eine Sperrfrist von sechs Monaten bis fünf Jahren verhängt. Diese Frist muss er einhalten bevor der Führerschein wieder beantragt werden kann. Zusätzlich kann es sein, dass eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) eingefordert wird, ob diese notwendig ist beurteilt die zuständige Behörde im Einzelfall. In folgendem Ratgeber erklären wir, in welchen Fällen eine MPU angefordert wird, und welche Möglichkeiten es für die Wiedererteilung vom Führerschein ohne MPU gibt.

FAQ: Führerschein zurück ohne MPU

Kann ich den Führerschein zurückbekommen, ohne die MPU zu absolvieren?

Es gibt Wege, die dies ermöglichen. Diese sind aber in der Regel sehr langwierig oder sehr umständlich und in der Regel nicht zu empfehlen. Solche Möglichkeiten umfassen das Ablegen der Fahrprüfung im Ausland oder auch das Abwarten der Verjährung der MPU.

Kann ich mit einem Führerschein aus dem EU-Ausland die MPU umgehen?

Dies ist möglich, da die MPU unter Umständen nicht im Ausland erforderlich ist, um dort den Führerschein zu erlangen und EU-Führerschein in jedem EU-Land unbegrenzt gültig sind. Allerdings ist dies an gewisse Bedingungen geknüpft, die Sie hier nachlesen.

Wann verjährt die MPU?

Dies hängt von der verhängten Sperrfrist ab. Unter Umständen kann es bis zu 15 Jahre dauern, bis die MPU verjährt ist und Sie Ihren Führerschein wieder beantragen können. Details zum Thema lesen Sie hier.

Was ist eine MPU und warum wird sie überhaupt gefordert?

Die MPU zu umgehen, in Deutschland oder in anderen Ländern, ist in der Regel nicht möglich.
Die MPU zu umgehen, in Deutschland oder in anderen Ländern, ist in der Regel nicht möglich.

Die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) wird immer dann gefordert, wenn ein Verkehrsteilnehmer schwerwiegend oder wiederholt gegen die Straßenverkehrsordnung (StVO) verstoßen hat und daher seitens der Behörde große Zweifel an der Fahreignung des betroffenen Verkehrsteilnehmers bestehen. Das bedeutet, eine MPU wird grundsätzlich angeordnet wenn,:

  • Der Verkehrsteilnehmer acht Punkte in Flensburg hat
    oder
  • es sich um ein Alkohol- oder Drogendelikt am Steuer handelt.
Bei einem Alkoholdelikt erfolgt der Entzug der Fahrerlaubnis in der Regel ab 1,1 Promille, ab einem Wert von 1,6 Promille wird in vielen Fällen zusätzlich eine MPU angeordnet. Diese Werte variieren in Deutschland jedoch von Bundesland zu Bundesland, sodass es sein kann, dass eine MPU bereits ab 1,1 Promille gefordert wird.


Grundsätzlich können auch andere Nachweise zur Fahreignung erbracht werden, beispielsweise Abstinenznachweise oder ärztliche Gutachten. Ob diese ausreichend sind oder eine MPU notwendig ist, entscheidet die zuständige Behörde im Einzelfall. Wurde eine MPU bereits gefordert, ist es nicht so einfach, den Führerschein ohne MPU wiederzubekommen, denn es ist in der Regel nicht möglich die MPU zu umgehen.

Video: Wann die MPU angeordnet wird

In diesem Video erfahren Sie, wann bzw. aus welchen Gründen eine MPU angeordnet wird.
In diesem Video erfahren Sie, wann bzw. aus welchen Gründen eine MPU angeordnet wird.

Führerschein: MPU umgehen – Welche Möglichkeiten gibt es ?

Es gibt vielfältige Gründe, warum Kfz-Fahrer nicht an einer MPU teilnehmen möchten. Zum einen sind die Kosten einer MPU meistens relativ hoch, zum anderen ist sie mit viel Aufwand verbunden. Die Vorbereitung auf die MPU ist zwar keine Pflicht, kann aber die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen. Der Teilnehmer muss bei der MPU nämlich eine Vielzahl persönlicher Fragen beantworten und glaubhaft Einsicht über sein Fehlverhalten vermitteln.

Viele Teilnehmer unterschätzen den Aufwand, der zur Vorbereitung auf die MPU notwendig ist, aus diesem Grund ist die Durchfallquote relativ hoch. Teilnehmer, die die MPU nicht bestehen, können diese wiederholen, was die Kosten abermals anhebt. Aus diesen Gründen suchen viele Autofahrer nach einer Möglichkeit die MPU zu umgehen.

Der Führerschein aus dem Ausland

Eine Möglichkeit die MPU zu umgehen ist der EU-Führerschein. Dies gilt grundsätzlich jedoch nur, wenn die Sperrfrist in Deutschland bereits abgelaufen ist. Führerscheine die im europäischen Ausland erworben wurden, sind auch in Deutschland gültig. Das bestätigte das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) in einem Urteil am 26.04.2012. Durch dieses Urteil wurden deutsche Straßenverkehrsbehörden dazu verpflichtet, ausländische Führerscheine anzuerkennen.

Mit einem EU-Führerschein ist der Besitzer also dazu berechtigt, in allen EU-Staaten sowie dem Europäischen Wirtschaftsraum (den EWR-Staaten) Fahrzeuge der jeweiligen Führerscheinklasse zu fahren. Da es in anderen europäischen Ländern keine MPU gibt, können Betroffene also einen EU-Führerschein beantragen ganz ohne MPU. Zu beachten ist hierbei jedoch immer, dass die Sperrfrist in Deutschland bereits abgelaufen sein muss. Ein neues Gesetz gibt es hierzu nicht, aber das Urteil des Europäischen Gerichtshofes ist eindeutig.

Der EU-Führerschein statt MPU ist in der Regel keine legale Alternative
Der EU Führerschein statt MPU ist in der Regel keine legale Alternative

Der EU Führerschein statt MPU ist eine legale Alternative, jedoch müssen hierbei einige Voraussetzungen unbedingt erfüllt sein:

  • Sie müssen mindestens sechs Monate (185 Tage) eines Jahres einen festen Wohnsitz in dem Land haben, in dem der Führerschein erworben werden soll. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass EU-Staaten von anderen Mitgliedsstaaten Auskünfte über den ordentlichen Wohnsitz der betreffenden Person verlangen können. Es ist also nicht legal einen Führerschein bei einem kurzen Aufenthalt im Ausland zu erwerben.
  • Neben dem festen Wohnsitz muss das Mindestalter für den Erwerb eines Führerscheins in jedem Fall erreicht sein.
  • Die jeweiligen Gesetze des Landes müssen befolgt werden.
  • Die Sperrfrist muss bereits abgelaufen sein, bevor ein Führerschein im Ausland beantragt werden kann.
Der EU-Führerschein muss nach einer Entscheidung des europäischen Gerichtshofes von deutschen Behörden anerkannt werden, jedoch nur, wenn er rechtmäßig im Ausland erworben wurde. Es ist also in jedem Fall nicht legal sich einen Führerschein zu kaufen oder andere unseriöse Angebote für gefälschte EU-Führerscheine im Ausland zu nutzen.


Das Fahren ohne rechtmäßigen (also beispielsweise mit einem gefälschten Führerschein) ist eine Straftat und bringt diverse strafrechtliche Konsequenzen mit sich. Neben einer Geldstrafe oder einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren wegen Urkundenfälschung (nach § 267 Strafgesetzbuch) drohen dem Fahrer wegen dem Fahren ohne Fahrerlaubnis eine weitere Geldstrafe oder eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Des Weiteren kann auch ein im Ausland erworbener EU-Führerschein bei dauerhaftem Wohnsitz in Deutschland wieder entzogen werden, wenn der Fahrer erneut massiv gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt.

Führerschein zurück ohne MPU in Deutschland: Verjährung

Rechtlich gesehen können Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung nicht verjähren, es ist jedoch möglich den Führerschein ohne MPU auch in Deutschland wiederzubekommen, allerdings muss dabei nach § 29 der Straßenverkehrsordnung eine sogenannte Tilgungsfrist abgewartet werden.

Die Tilgungsfrist beträgt zehn Jahre, das bedeutet nach Ablauf der Zeit können Betroffene, sofern sie in dieser Zeit keine weiteren Verstöße begangen haben, ihren Führerschein nach zehn Jahren ohne MPU zurückerhalten. Jedoch beginnt die Frist von zehn Jahren nicht sofort nach dem Entzug der Fahrerlaubnis, sondern aufgrund der Sperrfrist unter Umständen erst fünf Jahre später. Konkret bedeutet das, dass der Führerschein im Einzelfall auch erst nach 15 Jahren ohne MPU wiedererteilt werden kann, wenn der Antrag darauf gestellt wurde.

Wichtig: Falls Sie während der 15 Jahre die Fahrerlaubnis nochmal beantragen, kann es sein, dass erneut eine MPU angeordnet wird und die Frist von vorne beginnt.
Die Wiedererteilung vom Führerschein ohne MPU in Deutschland ist häufig erst nach 15 Jahren möglich
Die Wiedererteilung vom Führerschein ohne MPU un Deutschland ist erst nach 10 Jahren möglich

Die Führerschein-Wiedererteilung ohne MPU setzt also von den Betroffenen ein hohes Maß an Geduld voraus. Es ist nicht möglich diese Frist zu verkürzen, daher bietet diese Möglichkeit nur für diejenigen eine sinnvolle Alternative, die den Führerschein nicht allzu dringend benötigen. Wer aus beruflichen oder anderweitigen Gründen auf den Führerschein angewiesen ist, für den ist die Teilnahme an der MPU sicherlich der bessere Weg.

Die zuständige Führerscheinstelle kann außerdem anordnen, dass erneut eine Fahrschule mit anschließender Prüfung absolviert werden muss, da sie davon ausgeht, dass nach so langer Zeit fehlender Fahrpraxis theoretische Kenntnisse und praktische Fähigkeiten nicht mehr ausreichend vorhanden sind, bzw. verlernt wurden.

Über den Autor

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Cynthia W.

Cynthia ist seit 2016 Online-Redakteurin bei bussgeldkataloge.de. Mit einem umfangreichen Hintergrundwissen zu Rechtsthemen und der Fähigkeit, komplexe rechtliche Konzepte verständlich zu erklären, unterstützt sie unser Redaktionsteam bei der Erstellung von informativen und spannenden Artikeln rund ums Verkehrsrecht.

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