Wann ein Fahrverbot in der Schweiz erteilt wird

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Sei es aufgrund der faszinierenden Berglandschaft, der Vorliebe für Schweizer Schokolade oder einfach aufgrund der geringen Entfernung: Immer wieder entscheiden sich erholungsbedürftige Deutsche für einen Urlaub in der Schweiz mit dem Auto. Informieren sie sich allerdings im Vorfeld nicht über die dort geltenden Verkehrsregeln, kann ihnen im schlimmsten Fall ein Fahrverbot in der Schweiz drohen. Aber gilt dieses auch in Deutschland?

FAQ: Fahrverbot in der Schweiz

Wann wird ein Fahrverbot in der Schweiz verhängt?

In der Schweiz wird das Fahrverbot „Warnungsentzug“ genannt. Sobald Sie die Verkehrssicherheit gefährden oder alkoholisiert fahren, müssen Sie sich darauf einstellen.

Wie lange dauert ein schweizerisches Fahrverbot?

Ein Fahrverbot kann in der Schweiz für eine Dauer zwischen 1 und 15 Monaten verhängt werden.

Gilt ein in der Schweiz angeordnetes Fahrverbot auch in Deutschland?

Auch wenn ein Fahrverbot in der Schweiz gegen Sie verhängt wurde, dürfen Sie dennoch unbesorgt auf deutschen Straßen fahren. Ein im Ausland angeordnetes Fahrverbot gilt auch nur dort.

Fahrverbot: Die Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz

Wann kann ein Fahrverbot in der Schweiz fällig werden?
Wann kann ein Fahrverbot in der Schweiz fällig werden?


Ein Fahrverbot kommt in Deutschland in der Regel auf Kraftfahrer zu, die eine schwere Pflichtverletzung begangen haben. Dies ist beispielsweise beim Überfahren einer roten Ampel der Fall, wenn diese bereits länger als eine Sekunde auf Rot stand. Doch auch wenn Ihnen als Autofahrer Beharrlichkeit vorgeworfen wird, kann der Führerschein in Deutschland für eine Dauer zwischen einem und drei Monaten einbehalten werden.

Zwar kann ein Fahrverbot in der Schweiz auch als Buße für Verstöße gegen geltendes Verkehrsrecht verhängt werden, jedoch unterscheiden sich die entsprechenden Richtlinien zum Teil grundlegend. Bei begangenen Ordnungswidrigkeiten handelt es sich in der Schweiz um „Widerhandlungen“; ein Fahrverbot wird dort als „Warnungsentzug“ bezeichnet.

Im Folgenden haben wir für Sie zusammengefasst, welche Arten von Widerhandlungen es gibt und bei welcher ein Fahrverbot in der Schweiz möglich ist:

Allgemein gilt ein Fahrverbot als gängige Buße in der Schweiz.
Allgemein gilt ein Fahrverbot als gängige Buße in der Schweiz.
  • Leichte Widerhandlung: Werden Sie in der Schweiz mit 0,5 Promille hinter dem Steuer eines Kfz erwischt, liegt eine leichte Widerhandlung vor. Diese allein reicht normalerweise nicht aus, um ein Fahrverbot in der Schweiz zu verhängen. Dies ist bei einer Widerhandlung dieser Kategorie in der Regel nur dann möglich, wenn in den vergangenen zwei Jahren bereits eine sogenannte „Administrativmaßnahme“ eingeleitet wurde (wie z. B. eine Verwarnung oder ein Warnungsentzug).
  • Mittelschwere Widerhandlung: Um eine mittelschwere Widerhandlung handelt es sich, wenn Sie z. B. bei einer Alkoholfahrt mit einem Wert zwischen 0,5 und 0,79 Promille aufgegriffen wurden und zur gleichen Zeit gegen weitere Verkehrsregeln verstoßen haben. Hier müssen Sie sich definitiv auf ein Fahrverbot in der Schweiz einstellen.
  • Schwere Widerhandlung: Gefährden Sie die Sicherheit im Verkehr, indem Sie sich grob entgegen der jeweils geltenden Vorschriften verhalten, liegt eine schwere Widerhandlung vor. Als Beispiel dafür fungiert unter anderem das unerlaubte Entfernen vom Unfallort nach einem Verkehrsunfall, bei dem Personen verletzt wurden. Auch in diesem Fall kommt ein Fahrverbot in der Schweiz auf Sie zu.

Fahrverbot in der Schweiz: Welche Dauer ist zu erwarten?

Da kein einheitlicher Schweizer Bußgeldkatalog existiert, der die entsprechenden Sanktionen bei bestimmten Regelmissachtungen festhält, bedarf es bei der Festsetzung dieser meist einer Einzelfallentscheidung. Für welche Dauer in der Schweiz ein Fahrverbot ausgesprochen wird, beschließt aus diesem Grund häufig ein Richter.

Folgende Aspekte fließen dabei im Regelfall in seine Entscheidung ein, wenn es darum geht, festzusetzen, wie lange ein Fahrverbot in der Schweiz verhängt werden soll:

  • Wie schwer war die begangene Widerhandlung?
  • Wie ist es um den Leumund des auffällig gewordenen Fahrers bestellt?
  • Ist der betroffene Fahrer aus beruflichen Gründen auf seinen Führerschein angewiesen?
Wie lange kann ein Fahrverbot in der Schweiz angeordnet werden?
Wie lange kann ein Fahrverbot in der Schweiz angeordnet werden?

Weiterhin findet in der Schweiz ein sogenanntes Kaskadensystem Anwendung. Sobald sich ein Fahrer mindestens eine mittelschwere Widerhandlung zuschulden kommen lässt, wird er in diesem erfasst.

Beim nächsten erneut mindestens mittelschweren Verstoß, steigt er eine Stufe in der Kaskade auf und muss entsprechend als Wiederholungstäter mit einer härteren Strafe rechnen als es bei einem Ersttäter der Fall wäre.

Bezogen auf ein Fahrverbot in der Schweiz müssen Ersttäter ihren Führerschein demzufolge normalerweise für eine kürzere Zeit abgeben als Fahrer, die wiederholt gegen die Verkehrsregeln verstoßen haben. Außerdem ist es nicht möglich, die gesetzliche Mindestdauer zu unterschreiten. Aufschluss über das gesetzliche Minimum bei einem Fahrverbot in der Schweiz gemäß Artikel 16a bis 16c des Strassenverkehrsgesetzes (SVG) gibt diese Tabelle:

Widerhandlung + anderweitige RahmenbedingungenGesetzliche Mindestdauer vom Fahrverbot in der Schweiz
Leichte Widerhandlung + anderweitige Administrativmaßnahme in den vergangenen 2 Jahren1 Monat
Mittelschwere Widerhandlung1 Monat
Mittelschwere Widerhandlung + Warnungsentzug aufgrund einer mittelschweren oder schweren Widerhandlung in den vergangenen 2 Jahren4 Monate
Mittelschwere Widerhandlung + zwei Warnungsentzüge aufgrund mindestens mittelschweren Widerhandlungen in den vergangenen 2 Jahren9 Monate
Mittelschwere Widerhandlung + zwei Warnungsentzüge aufgrund schweren Widerhandlungen in den vergangenen 2 Jahren15 Monate
Schwere Widerhandlung3 Monate
Schwere Widerhandlung + Warnungsentzug aufgrund einer mittelschweren Widerhandlung in den vergangenen 5 Jahren6 Monate
Schwere Widerhandlung + Warnungsentzug aufgrund einer schweren Widerhandlung oder zwei Warnungsentzüge aufgrund mittelschweren Widerhandlungen in den vergangenen 5 Jahren12 Monate

Ist ein Fahrverbot in der Schweiz auch in Deutschland gültig?

Wurde ein Fahrverbot in der Schweiz verhängt, besitzt dieses in Deutschland keine Gültigkeit.
Wurde ein Fahrverbot in der Schweiz verhängt, besitzt dieses in Deutschland keine Gültigkeit.

Haben Sie als deutscher Autofahrer derart gegen die Verkehrsregeln in der Schweiz verstoßen, dass die Konsequenz aus einem Fahrverbot besteht, ist es nur allzu verständlich, dass Sie zunächst einmal verunsichert sind.

Wie läuft das Ganze in so einem Fall ab? Dürfen Sie bei einem Fahrverbot in der Schweiz als Deutscher möglicherweise trotzdem fahren? Oder erstreckt sich der Schweizer Warnungsentzug sogar bis in Ihre Heimat?

Grundsätzlich gilt: Wurde Ihnen als deutscher Fahrer ein Fahrverbot im Ausland aufgebrummt, besitzt dieses auch nur dort Gültigkeit. Bei einem Fahrverbot in der Schweiz findet dieses dementsprechend lediglich dort sowie aufgrund eines speziellen Abkommens im angrenzenden Fürstentum Liechtenstein Anwendung. Sie dürfen also auch weiterhin unbesorgt auf deutschen Straßen als Führer eines Kraftfahrzeugs unterwegs sein.

Übrigens: Haben Sie als Deutscher ein Fahrverbot in der Schweiz erhalten, wird Ihr Führerschein in der Regel nicht von der dort zuständigen Behörde einbehalten. Stattdessen wird ein Vermerk auf Ihrem Dokument angebracht und es erfolgt ein Registereintrag.

Über den Autor

Dr. Philipp Hammerich (Rechtsanwalt)
Dr. Philipp Hammerich

Dr. Philipp Hammerich studierte an der Universtät Hamburg und absolvierte sein Referendariat am OLG Hamburg. Er promovierte beim damaligen Richter am BVerfG, Prof. Dr. Hoffmann-Riem. Zugelassen als Rechtsanwalt ist er seit 2007. Seine thematischen Schwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Straf-, Zivilrecht.

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