Fahrtauglichkeitstest für Senioren? Verkehrsminister spricht sich dagegen aus

Sollte es einen verpflichtenden Fahrtauglichkeitstest für autofahrende Senioren in Deutschland geben? Diese Frage wird immer wieder diskutiert, besonders wenn Schlagzeilen auftauchen, dass ein älterer Fahrzeugfahrer einen Verkehrsunfall verursacht hat. Doch Bundesverkehrsminister Scheuer sieht keinen Anlass für eine solche Verpflichtung.

Scheuer: Kein Grund für verpflichtende Tests

Sollte eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren Pflicht sein?

Sollte eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren Pflicht sein?

Jeder Führer eines Kraftfahrzeugs muss geistig und körperlich in der Lage sein, sein Fahrzeug allzeit sicher im Straßenverkehr führen zu können. Aus diesem Grund ist beispielsweise ein Sehtest verpflichtend, wenn ein neuer Führerschein beantragt wird. Doch sofern es sich bei dem Antragsteller nicht um einen Berufskraftfahrer handelt, ist dieser Test eine einmalige Sache und die Sehleistung des Führerscheininhabers wird nicht erneut überprüft.

Eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren geschieht bislang nur auf freiwilliger Basis und setzt auf die Eigenverantwortung der Betroffenen. Kein Rentner ist in Deutschland dazu verpflichtet, seine Fahrtauglichkeit prüfen zu lassen – anders als in manchen anderen Ländern, wie z. B. Italien oder der Schweiz, wo sich Autofahrer ab einem bestimmten Alter regelmäßigen Tests unterziehen müssen..

Doch Bundesverkehrsminister Scheuer sieht keinen Grund, dies hierzulande zu ändern. So äußerte er gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe:

„Aus der Unfallstatistik ergeben sich keine Auffälligkeiten. Unfälle können einem 21 Jahre alten Fahrer genauso passieren wie einer 81 Jahre alten Fahrerin.“

Rentner in der Unfallstatistik

Pflicht zur Fahrtauglichkeitsuntersuchung? Senioren sind für rund 16 Prozent der Unfälle verantwortlich.

Pflicht zur Fahrtauglichkeitsuntersuchung? Senioren sind für rund 16 Prozent der Unfälle verantwortlich.

Laut einer Erhebung des Bundesamt für Statistik von 2017 werden 16,2 Prozent der Verkehrsunfälle mit Verletzten von Autofahrern verursacht, die 65 Jahre oder älter sind. Dies liegt nicht nur daran, dass sich im Alter die Sinne und die Koordination verschlechtern, sondern auch an dem Umstand, dass die Gruppe der Autofahrer im Rentenalter einen hohen Anteil der Bevölkerung ausmacht. 21,2 Prozent der Deutschen sind 65 Jahre oder älter (Stand 2017).

Dahingegen verursachen die 18- bis 25-jährigen Autofahrer 19,4 Prozent der Unfälle mit Verletzten, obwohl sie nur einen Bevölkerungsanteil von 7,7 Prozent ausmachen.

Betrachtet man diese Zahlen im Vergleich, scheint von den Rentnern also in Relation zu ihrer hohen Zahl ein geringeres Risiko auszugehen als von den jungen Autofahrern. Dies ist ein Argument Scheuers, warum eine verpflichtende Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren hierzulande nicht notwendig sei.

Doch während die Unfälle, die von jüngeren Fahrern verursacht werden, vor allem auf Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit zurückgehen, stellen Rentner ein erhöhtes Risiko aufgrund nachlassender Sinne und Reaktionsgeschwindigkeit dar. Und dies sollte nicht ignoriert werden, warnt ein Unfallforscher der Versicherungs-Wirtschaft und fordert deshalb eine verpflichtende Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren ab 75 Jahren.

Um hilfreiche Informationen zu Mobilitätsalternativen im Alter zu finden, besuchen Sie bitte diese Seite.

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Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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