Bluttest: Wann die Blutwerte im Straßenverkehr von Bedeutung sind

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Geraten Sie aufgrund einer auffälligen Fahrweise ins Visier der Polizeibeamten, können diese bei einem begründeten Verdacht auf den Konsum von Alkohol oder Drogen einen Schnelltest von Ihnen verlangen. Fällt dieser positiv aus oder Sie verweigern ihn, besteht der nächste Schritt aus einem Bluttest, um einen Nachweis zu haben, der vor Gericht anerkannt wird.

FAQ: Bluttest

Wann kommt es zu einem Bluttest?

Vermuten die Polizeibeamten, dass Sie Drogen oder Alkohol konsumiert haben, muss dieser Verdacht bei einer Verkehrskontrolle zunächst einmal durch einen Schnelltest bestätigt werden. Zeigt dieser Test Werte an, die für eine Straftat sprechen, findet anschließend ein Bluttest statt. Das Gleiche kann passieren, wenn Sie den Schnelltest ablehnen. Ansonsten kann eine Blutuntersuchung im Zuge einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) stattfinden.

Wie gestaltet sich der Ablauf von einem Bluttest?

Ein Bluttest wird entweder in einem Krankenhaus, einem Labor oder einer Dienststelle der Polizei durchgeführt. Ein Arzt nimmt Ihnen Blut aus der Armvene ab und kennzeichnet die Probe danach entsprechend. Je nachdem, wie kooperativ Sie sich zeigen, nimmt das Ganze mehr oder weniger Zeit in Anspruch.

Welche Faktoren können Einfluss auf das Ergebnis einer Blutuntersuchung nehmen?

Sowohl die jeweiligen Nachweiszeiten der konsumierten Substanz als auch die individuellen Umstände einer Person können sich auf das Ergebnis des Bluttests auswirken. Wie lange welche Droge im Blut nachgewiesen werden kann, lesen Sie hier.

Voraussetzungen für einen Bluttest

Wie lange ist Alkohol im Blut nachweisbar? Bei einer MPU ist diese Frage von zentraler Bedeutung.
Wie lange ist Alkohol im Blut nachweisbar? Bei einer MPU ist diese Frage von zentraler Bedeutung.

Einen Bluttest kann die Polizei nicht ohne weiteres während einer Verkehrskontrolle von Ihnen verlangen. Vielmehr bedarf es dazu gewisser Voraussetzungen:

  • Steht der Verdacht auf Missbrauch von Alkohol oder Drogen im Raum, muss ein Schnelltest erfolgen. Bei diesem kann beispielsweise der Urin per Teststreifen untersucht werden.
  • Fällt dieser Test positiv aus und zeigt Werte an, die sich im Bereich einer Straftat bewegen, gilt ein anschließender Bluttest als gerechtfertigt. Dies ist darin begründet, dass ein Drogenschnelltest vor Gericht keinen Bestand hat. Er bestätigt lediglich den anfänglichen Verdacht der Polizei.
Wichtig: Sie haben zwar das Recht dazu, den Schnelltest abzulehnen, allerdings steht den Beamten dann eine direkte Anordnung eines Bluttests zu, wenn der Erfolg der Untersuchung in Gefahr sein sollte (§ 81a Absatz 2 StPO). Dazu bedarf es nicht einmal Ihrer Einwilligung, Sie können den Bluttest also nicht verweigern. Auch wenn er im Zuge einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) durchgeführt werden soll, um einen Abstinenznachweis zu erbringen, können Sie sich nicht davor drücken.

Wie läuft ein Bluttest ab?

Durch einen Bluttest können Alkohol und Drogen nachgewiesen werden.
Durch einen Bluttest können Alkohol und Drogen nachgewiesen werden.

Im Gegensatz zu einem Drogentest, den die Polizei vor Ort durchführt, um ihren Anfangs­verdacht auf den Konsum von Drogen oder Alkohol zu bestätigen, muss ein Bluttest in einem Labor erfolgen. Schließlich handelt es sich dabei um einen invasiven Eingriff, den ausschließlich ein approbierter Arzt vornehmen darf.

Daher muss der betroffene Autofahrer zunächst auf die Dienststelle der Polizei, zum nächst­gelegenen Arzt oder in ein Krankenhaus gebracht werden.

Dort angekommen, wird ihm mit einer speziellen Spritze Blut aus der Armvene entnommen. Um Verwechslungen auszuschließen, muss die Probe nach der Blutentnahme eindeutig gekennzeichnet werden.

Übrigens: Sollte sich der Betroffene wehren, weil er den Bluttest nicht über sich ergehen lassen möchte, dürfen die Polizisten ihn festhalten und ihm sogar Hand- oder Fußfesseln anlegen. Wird er aufgrund seines Alkoholpegels sogar handgreiflich oder spricht Drohungen aus, kann ihm dies im schlimmsten Fall eine Anklage wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte oder Körperverletzung bescheren.

Wie lange dauert ein Bluttest?

Bei einem Bluttest hängt die Dauer stark davon ab, wie kooperativ sich der berauschte Kraftfahrer zeigt. Sollen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, beeinflusst dies die Dauer ebenfalls. Nach etwa 24 Stunden liegen normalerweise die Ergebnisse vor, die im Anschluss vor Gericht als Beweismittel fungieren.

Welche Methoden kommen bei einem Bluttest zum Einsatz?

Vor allem bei einer MPU wegen Alkohol spielen die Leberwerte eine wichtige Rolle. Fallen diese schlecht aus, kann das für ein negatives MPU-Gutachten sprechen. Um die Konzentration des Blutalkohols festzustellen, werden daher in der Regel durch einen Bluttest stets die Leberwerte bei der MPU kontrolliert.

Neben der Möglichkeit, anhand der Leberwerte den Alkohol im Blut zu bestimmen, existieren noch weitere Verfahren, um anhand von einem Bluttest beispielsweise THC nachzuweisen:

Bei einem Bluttest können verschiedene Methoden zum Einsatz kommen.
Bei einem Bluttest können verschiedene Methoden zum Einsatz kommen.
  • Gaschromatographische Analyse (GC-Analyse): Dies ist die wichtigste Methode, um die Blutwerte auf Alkohol zu untersuchen. Das Serum, welches sich im Vollblut befindet, wird dabei zunächst aus der Blutprobe gefiltert. Im Anschluss findet eine Überführung der flüchtigen Bestandteile in eine Gasform statt. Die physikalischen Eigenschaften der jeweils verdampfenden Stoffe können dadurch identifiziert werden.
  • Widmark-Verfahren: Diese Methode wird bereits seit 1932 angewandt, um die Menge an Alkohol anhand der Blutwerte zu bestimmen. Der Alkohol in der Blutprobe wird erhitzt und so zu einem Dampfgemisch. Die Menge kann dann durch diverse Umwandlungs- und Reaktionsprozesse ermittelt werden. Dieser Bluttest ist jedoch sehr zeitaufwändig und kommt daher nur noch selten zum Einsatz.
  • ADH-Verfahren: Bei diesem enzymatischen Verfahren wird das Blutserum mit dem gleichen Enzym vermischt, das auch beim Alkoholabbau in der Leber vorkommt. Durch die daraus resultierende Reaktion werden Stoffe erzeugt, anhand derer der Alkohol gemessen werden kann.

Drogentest: Die Nachweisbarkeit unterschiedlicher Substanzen im Blut

Ob bei einem Bluttest Drogen oder Alkohol nachweisbar sind, ist unter anderem davon abhängig, wie lange der Konsum zurückliegt. Je mehr Zeit vergangen ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass beispielsweise Cannabis im Blut nachgewiesen werden kann.

In der folgenden Tabelle haben wir einige Nachweiszeiten zusammengefasst, innerhalb derer ein Bluttest die jeweiligen Drogen ermitteln kann:


SubstanzNachweisbarkeit im Blut
Cannabis (THC)3 Tage (gelegentlicher Konsum)

bis zu 30 Tage (regelmäßiger Konsum)
Speed1 Tag
LSD12 Stunden
Ecstasy (MDMA, MDE, MDA)bis zu 24 Stunden
Crystal Meth1 Tag
Heroinbis zu 8 Stunden
Kokainbis zu 24 Stunden

Es ist bei regelmäßigem Konsum sogar möglich, noch nach 30 Tagen THC durch einen Drogentest im Blut nachzuweisen.
Es ist bei regelmäßigem Konsum sogar möglich, noch nach 30 Tagen THC durch einen Drogentest im Blut nachzuweisen.

Den psychoaktiven Wirkstoff von Cannabis – Tetrahydrocannabinol (kurz: THC) – kann ein Bluttest entsprechend um einiges später noch nachweisen, als beispielsweise Kokain oder LSD. Vor allem, wenn Sie die Droge regelmäßig zu sich nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Drogentest Hinweise auf THC liefert.

Doch wie lange ist Alkohol im Blut nachweisbar? Grundsätzlich kann Alkohol durch einen Bluttest zwar nachgewiesen werden, wie lange nach dem Konsum dies allerdings noch möglich ist, hängt von mehreren Faktoren ab.

Zu nennen sind an dieser Stelle beispielsweise die konsumierte Menge, das Geschlecht, das Alter und das Körpergewicht der betroffenen Person. Der menschliche Körper baut pro Stunde in etwa 0,1 Promille ab.

Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Murat Kilinc studierte Jura an der Uni Bremen. Sein Referendariat führte ihn in den Landgerichtsbezirk Verden sowie das OLG Celle. Seine Zulassung als Anwalt erhielt er 2014. Seit 2018 ist er zudem Fachanwalt für Verkehrsrecht und befasst sich umfassend mit diesem Rechtsgebiet.

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