Autofahren bei Glatteis: Driving in a Winter Wonderland

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Die Reibung zwischen Reifen und Fahrbahnbelag ist ein wesentlicher Sicherheitsaspekt im Straßenverkehr. Sinkt der Rollwiderstand, verlängert sich dabei auch immer der Bremsweg. Nicht nur technische Mängel wie abgefahrene Reifen können den Reibungswiderstand herabsetzen, sondern insbesondere auch Witterungsverhältnisse wie Nässe, Schnee und vor allem Glatteis. Doch wie verhalten Sie sich richtig?

Bußgeldtabelle: Sanktionen beim Autofahren im Winter

Ord­nungs­wid­rig­keitBuß­geld in EuroPunkte
Bei Schnee und Glatt­eis mit Sommer­reifen ge­fahren601
… mit Behind­erung801
… mit Gefähr­dung1001
… mit Unfall1201
Bei schlechten Sicht- oder Wetterverhältnissen mit nicht angepasster Ge­schwin­dig­keit gefah­ren1001
… mit Gefähr­dung1201
… mit Un­fall 1451
Trotz Sicht­behin­derung durch Schnee ohne Ab­blend­licht gefah­ren (innerorts)25
… mit Sach­beschä­digung35
Trotz Sicht­behin­derung durch Schnee ohne Ab­blend­licht gefah­ren (außer­orts)601
… mit Gefähr­dung751
… mit Sach­beschä­digung901
Front­scheibe nicht voll­ständig freige­kratzt oder Seiten- bzw. Außen­spiegel nicht frei­ge­kratzt10
Be­leuch­tungs­ein­richt­ungen nicht von Be­schmutz­ung durch Schnee und Eis befreit10
… mit Gefähr­dung15
… mit Sach­beschä­digung35
Auf Strecken mit Schnee­ketten­pflicht ohne Schnee­ketten gefah­ren20
Motor warm­laufen lassen10

FAQ: Autofahren bei Glatteis

Gelten bei Glatteis besondere Vorschriften?

Ja, der Gesetzgeber fordert bei schlechten Witterungsverhältnissen eine Anpassung der Fahrweise.

Ist die Verwendung von Winterreifen vorgeschrieben?

In Deutschland besteht bei Schnee und Glätte eine Winterreifenpflicht.

Wie wirkt sich Glatteis auf den Bremsweg aus?

Glätte kann dazu beitragen, dass sich der Bremsweg verlängert. Daher sollte der Abstand vergrößert werden.

Vorsicht, Schleudergang: Winterliche Verhältnisse fordern alle Verkehrsteilnehmer

Autofahren bei Glatteis: Hilfreiche Tipps für das Fahren auf spiegelglatten Straße.
Autofahren bei Glatteis: Hilfreiche Tipps für das Fahren auf spiegelglatten Straße.

Überfrierende Nässe, Schnee und Matsch – winterliche Straßenverhältnisse fordern erhöhte Konzentration von Kfz-Fahrern. Beim Autofahren bei Glätte werden nämlich einige Gewohnheiten durchbrochen. Die Fahrzeuge reagieren auf Glatteis und Schnee plötzlich ganz anders auf Lenk- und Bremsbewegungen als bei trockener Fahrbahn.

Die Gefahr von Unfällen steigt beim Autofahren bei Glatteis erheblich an, nicht zuletzt, weil einige wichtige Regeln nicht berücksichtigt werden oder Angst zu panischen Handlungen führt. Damit Sie sicher durch den Winter kommen, sollten Sie u. a. die folgenden Tipps beherzigen.

7 Tipps zum Autofahren bei Glatteis

Gute Winterreifen sind das A und O

Bußgeld im Winter: Bei Glatteis können fehlende Winterreifen teuer werden.
Bußgeld im Winter: Bei Glatteis können fehlende Winterreifen teuer werden.

In Deutschland besteht eine relative Winterreifenpflicht, das heißt: Bei Schnee, Matsch und Eisglätte dürfen Sie nur Kraftfahrzeuge führen, an denen sogenannte „M(ud)+S(now)“-Reifen montiert sind. Geeignete Neureifen müssen seit 2018 zudem mit dem Schneeflockensymbol (Alpine-Symbol) versehen sein. Ob nun lieber Winter- oder Ganzjahresreifen sollte gut überlegt werden: Gerade bei häufigen Überlandfahrten oder in höheren Lagen mit häufigem Schneefall genügen Ganzjahresreifen oftmals nicht. Doch egal, ob Ganzjahres- oder Winterreifen: Auch sie können nicht ganz verhindern, dass Sie beim Autofahren bei Glätte ins Rutschen geraten.

Die winterliche Bereifung sollte zudem gut in Schuss sein und vor allem über eine ausreichende Profiltiefe verfügen. Bei Winterreifen sind mindestens 4 Millimeter empfohlen, um auch beim Autofahren bei Glatteis und Schnee ausreichend Rollwiderstand zu gewährleisten.

Geschwindigkeit an Straßen- und Sichtverhältnisse anpassen

Da sich der Bremsweg vor allem beim Autofahren bei Glatteis erheblich verlängern kann und dieser wiederum von der gefahrenen Geschwindigkeit abhängt, sollten Kfz-Fahrer das Tempo entsprechend anpassen – und sich dabei nicht allein an Geschwindigkeitsbegrenzungen orientieren. Auch bei Schnee oder nasskalter Witterung ist Vorsicht geboten, da einzelne Straßenabschnitte überfroren sein können.

In der Ruhe liegt die Kraft

Abrupte Lenkbewegungen, plötzliche Bremsungen oder zu kräftiges Gasgeben – häufig führt Hast oder Panik beim Autofahren bei Glatteis zu Fahrfehlern, die schlimmstenfalls einen Unfall zur Folge haben. Die Fahrzeuge können durch die geringe Reibung durch derlei Fahrmanöver zu weit ausbrechen und außer Kontrolle geraten. Autofahrer sollten daher vor allem bei Glätte und winterlichen Straßenverhältnissen besonders vorausschauend und konzentriert fahren und vor allem: Ruhe bewahren.

Sollten Sie doch einmal ins Schlingern geraten: Kupplung treten, vorsichtig gegenlenken und Geschwindigkeit reduzieren.

Im Video: Wo ist die Fahrbahn am häufigsten vereist?

In diesem Video erfahren Sie, wo Sie mit Glatteis rechnen müssen
In diesem Video erfahren Sie, wo Sie mit Glatteis rechnen müssen

Bremsen mit und ohne Antiblockiersystem (ABS)

Autofahren bei Glätte: Vor allem abruptes Bremsen kann zur Gefahr werden.
Autofahren bei Glätte: Vor allem abruptes Bremsen kann zur Gefahr werden.

Ältere Fahrzeuge verfügen häufig noch nicht über ABS, was im Falle von abrupten Bremsungen beim Autofahren bei Glatteis zum Blockieren der Lenkung führen kann. Fahrern entsprechender Fahrzeuge wird bei Glätte daher die sogenannte „Stotterbremsung“ empfohlen: mehrfaches vorsichtiges Abbremsen bei getretener Kupplung. Gelenkt werden sollte dann lediglich bei Lösung der Bremsen.

Bei neueren Fahrzeugen mit ABS wird in der Regel verhindert, dass auch bei voller Bremsbetätigung bei Glätte die Lenkfähigkeit verringert wird. Aber auch hier kann – sofern es die Situation zulässt – vorsichtiges Abbremsen zu starkes Rutschen verhindern.

Abstand zu Vorausfahrenden vergrößern

Zu geringe Sicherheitsabstände können schnell zu Auffahrunfällen führen. Da sich beim Autofahren bei Glatteis unweigerlich auch der Bremsweg verlängert, sollten die Abstände zu vorausfahrenden Fahrzeugen entsprechend vergrößert werden.

Die Mindestabstände gewährleisten auch schon unter idealen Bedingungen vor allem bei höheren Geschwindigkeiten rechnerisch nicht ausreichend Platz für einen rechtzeitigen Stillstand. In der folgenden Tabelle finden Sie eine entsprechende Gegenüberstellung der Anhaltewege (Reaktionsweg + Bremsweg) und vorgegebenen Mindestabstände unter Idealbedingungen:
Geschwin­digkeit in km/hMindest­abstand in Meternnormaler Anhalte­weg in MeternAnhalte­weg bei Gefahren­bremsung in Metern
60305436
70357045,5
80408856
904510767,5
1005013080
1105515493,5
12060180108
13065208123,5
14070238140
15075270157,5
16080304176
17085340195,5
18090378216
19095418237,5
200100460260

Achtung, fliegende Eisplatten!

Vor allem auf Lastkraftwagen können sich bei entsprechenden Witterungsverhältnissen aus Schneeresten und Feuchtigkeit Eisplatten bilden. Diese können bei Luftwiderstand von den Anhängern und Dächern der Fahrgastzellen abrutschen und dahinter fahrende Kfz-Fahrer gefährden. Hinter Lkw sollten Sie im Winter den Abstand daher regelmäßig vergrößern. Merken Sie auf dem vorausfahrenden Lkw Eis- oder Schneelasten, können Sie im Zweifel auch die Polizei hierüber informieren.

Vorsichtig anfahren beim Autofahren bei Glatteis

Beim Anfahren können die Reifen häufig durchdrehen, weil diese nicht schnell genug Haftung zur Straße bekommen. Der ADAC empfiehlt:

  • Vorsichtig im zweiten Gang (an)fahren.
  • Bei Glätte früh hochschalten und niedrigtourig fahren, da die Übersetzung bei geringer Motordrehzahl am besten ist.

Ein Fahrsicherheitstraining kann Fahrer für das Autofahren bei Glatteis besser wappnen, die Routine fördern und die Angst mindern. Infos zum Fahren im Winter finden Sie auch im folgenden Video:

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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