Angst vorm Autofahren: Wenn ein ungutes Gefühl Beifahrer ist

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Angst zu haben, ist keine Schande. Im Grunde genommen ist sie ein Schutzmechanismus, allerdings kann sie auch krank machen. Schätzungsweise sind mehr als 10 Millionen Menschen in Deutschland schon einmal wegen Angstzuständen beim Arzt gewesen. Tritt beim Autofahren Angst auf, beeinflusst die fehlende Sicherheit am Steuer unter Umständen auch die Verkehrssicherheit. Welche Ursachen Angst und Panikattacken beim Autofahren haben können und wie Sie sich in entsprechenden Situationen verhalten sollten, erfahren Sie hier.

FAQ: Angst vorm Autofahren

Wie häufig ist die Angst vorm Autofahren?

Trotz Führerschein haben viele Menschen Angst Auto zu fahren. Wie ausgeprägt diese ist, unterscheidet sich allerdings deutlich. Manche Betroffene verspüren nur leichte Beklemmung, wenn sie in einen Tunnel fahren oder einen Lkw überholen, andere beschleicht schon beim Gedanken an eine Autofahrt ein diffuses Gefühl der Angst, das sich bis zu einer Panikattacke steigern kann.

Haben nur Fahranfänger Angst vorm Autofahren?

Nein. Die Fahrschule erst vor Kurzem verlassen zu haben, ist meist nicht ausschlaggebend. Zwar kann die fehlende Routine ein Faktor sein, aber für tiefgehende Angst oder gar eine Panikattacke im Auto gibt es meist tieferliegende Gründe. Mehr über die Ursachen für Fahrangst erfahren Sie hier.

Was kann ich tun, um die Angst vorm Autofahren langfristig zu verlieren?

Ist Ihre Angst auf mangelnde Praxis zurückzuführen, können Sie ein Fahrsicherheitstraining oder einige Auffrischungsstunden in der Fahrschule absolvieren. Hat die Angst andere Ursachen, empfiehlt sich ein beratendes Gespräch mit einem entsprechend geschulten Psychologen. Welche Schritte möglich sind, werden Sie so erfahren.

Woher kommt die Angst vor dem Autofahren?

Die Angst vorm Autofahren kann unterschiedliche Ursachen haben und sich auf verschiedene Art und Weise äußern.
Die Angst vorm Autofahren kann unterschiedliche Ursachen haben und sich auf verschiedene Art und Weise äußern.

Fahrangst – oder Amaxophobie – ist kein Phänomen, das nur Fahranfänger betrifft. Auch routinierte Autofahrer können mitunter Ängste im Verkehr entwickeln. Ursächlich hierfür können vergangene Situationen sein, wie beispielsweise ein Unfall, den der Fahrer gesehen hat oder in den er selbst verwickelt war.

Allerdings hat die Angst vorm Autofahren bei einem Fahranfänger häufig andere Gründe: Ursächlich sind hier meist fehlende Fahrpraxis oder ein übergroßer Respekt vor dem Fahrzeug, dessen Funktionsweise dem Fahrer noch nicht besonders vertraut ist. Unter Umständen spielt eine ängstliche Veranlagung ebenfalls eine Rolle bei der Entwicklung einer Angst vor dem Auto bzw. dem Fahren.

Grundsätzlich kann sich eine bestehende Phobie auf zuvor nicht betroffene Lebensbereiche ausweiten, wenn sie nicht behandelt wird. Beispiele hierfür sind etwa die Platzangst oder auch die Angst vor sozialen Situationen. Hieran ist häufig das zunehmende Vermeidungsverhalten des Betroffenen schuld.

Angst ist nicht gleich Angst

Haben Sie bei sich selbst bemerkt, dass Sie im Auto auftretende Angstzustände (entwickelt) haben, ist es häufig sinnvoll, sich zunächst einmal bewusst zu machen, was genau Sie beunruhigt. Dieser Schritt ist notwendig, um Ihre Angst beim Autofahren überwinden zu können. Grundsätzlich lassen sich spezifische und unspezifische Ängste unterscheiden:

Die Angst vor dem Autofahren ist für Betroffene häufig einschränkend und schwer zu akzeptieren.
Die Angst vor dem Autofahren ist für Betroffene häufig einschränkend und schwer zu akzeptieren.
  • Spezifische Angst: Bezieht sich Ihre Angst vorm Autofahren auf ein konkretes Szenario, wird meist von einer spezifischen Angst gesprochen. Eine solche kann vorliegen, wenn Sie sich beispielsweise vor dichtem Verkehr in der Großstadt fürchten. Andere Autofahrer haben hiermit hingegen überhaupt kein Problem, aber Angst vor der Autobahn. Fahren andere hier etwa zu dicht auf, kann das bei diesen Personen zu vermehrtem Stress und infolgedessen auch zur Panik führen. Eine andere spezifische Angst ist die vor hohen Geschwindigkeiten, die in der Vorstellung des Betroffenen häufig ein Garant für Unfälle sind.
  • Unspezifische Angst: Alleine Auto zu fahren bereitet Ihnen Unwohlsein, weil Sie befürchten, in einem Unglücksfall ganz auf sich gestellt zu sein? Sie fürchten Situationen, aus denen Sie nicht ohne Weiteres fliehen können? Dann handelt es sich bei Ihrem Problem tendenziell um eine unspezifische Angstsymptomatik. Eine solche kann auch vorliegen, wenn Sie generelle, ausgeprägte Angst vor einem Unfall haben. Ebenfalls ist es möglich, dass sich eine soziale Phobie auf die Situation beim Fahren überträgt. Ist das der Fall, fürchten Sie möglicherweise negativ bewertetes Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer oder Ihres Beifahrers.
Angst kann beim Autofahren ebenso als Beifahrer erlebt werden. Hier sind ebenso sowohl spezifische als auch unspezifische Faktoren denkbar.

Panikattacke beim Autofahren: Das können Sie tun

Angst oder Panik beim Autofahren: Auf der Autobahn kann das besonders gefährlich sein.
Angst oder Panik beim Autofahren: Auf der Autobahn kann das besonders gefährlich sein.

Leiden Sie unter Angst vorm Autofahren, ist der erste und wichtigste Schritt, sich dies einzugestehen. Erst wenn Sie sich darüber im Klaren sind, welche Faktoren Ihre Angst auslösen, können Sie daran arbeiten. Auf lange Sicht gesehen sollten Sie professionelle Hilfe nicht scheuen, denn unter Anleitung eines entsprechend geschulten Psychologen wird es Ihnen vermutlich leichter fallen, für Sie wirksame Bewältigungsstrategien zu finden.

Haben Sie im Auto eine Panikattacke – auf der Autobahn oder anderswo im Verkehr – sollten Sie sich bewusst machen, dass eine solche in der Regel nicht unbegrenzt lange anhält. In den meisten Fällen dauert so eine Attacke 5 bis 30 Minuten. Die körperlichen Symptome können indes durchaus beängstigend sein: Sie reichen häufig von Herzrasen, Schwindel und Hitzewallungen bis zur Atemnot und zu Erstickungsgefühlen.

Eine Panikattacke schädigt den Körper nicht und vor allem können Sie nicht daran sterben. Sie werden keinen Herzinfarkt erleiden – auch wenn Sie sich möglicherweise so fühlen. Die Symptome werden abklingen. Machen Sie sich das klar, wird die Attacke möglicherweise schneller vorbei sein und auch Ihre Angst vor der nächsten Panikattacke kann gemindert werden.

Vermeidung markiert den Beginn der Panikspirale

Angst vorm Autofahren überwinden: Nach einem Unfall kann das manchmal schwer sein.
Angst vorm Autofahren überwinden: Nach einem Unfall kann das manchmal schwer sein.

Haben Sie Angst vorm Autofahren, sind Sie vermutlich geneigt, entsprechenden Situationen aus dem Weg zu gehen. Das ist ein Fehler. Zwar werden Sie kurzfristig Ihr Ziel erreichen, keine Angst zu verspüren, wenn Sie sich nicht ins Auto setzen. Auf lange Sicht gesehen wird dieses Vermeidungsverhalten Ihre Ängste aber nur schüren. Der Mobilitätsverlust kann sich darüber hinaus auch negativ auf Ihre Lebensqualität auswirken.

Ihr Ziel sollte daher sein, Situationen, die Ihnen Angst machen, zu bewältigen statt sie zu verdrängen. Hierfür müssen Sie diese gezielt aufsuchen. Das sollte allerdings in kleinen Schritten erfolgen: Haben Sie generell Schwierigkeiten mit dem Autofahren, sollten Sie nicht gleich auf die Autobahn fahren, um Ihre Angst zu bekämpfen. Die Bewältigung von Angstzuständen ist in erster Linie ein Lernprozess, für den Sie sich selbst genügend Zeit geben sollten.

Möglicherweise fühlen Sie sich sicherer, wenn Sie von jemandem auf der Fahrt begleitet werden. Das kann eine vertraute Person sein, aber auch ein Therapeut. Bei anhaltender Angst vorm Autofahren empfiehlt es sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Selbstmedikation mit Beruhigungsmitteln kann hingegen ungewollte Konsequenzen haben und im schlimmsten Fall zu einem Verkehrsunfall führen.

Über den Autor

Dr. Philipp Hammerich (Rechtsanwalt)
Dr. Philipp Hammerich

Dr. Philipp Hammerich studierte an der Universtät Hamburg und absolvierte sein Referendariat am OLG Hamburg. Er promovierte beim damaligen Richter am BVerfG, Prof. Dr. Hoffmann-Riem. Zugelassen als Rechtsanwalt ist er seit 2007. Seine thematischen Schwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Straf-, Zivilrecht.

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