Der Reaktionsweg: Definition, Berechnung, Formel & mehr!

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (21 Bewertungen; 4,52 von 5)
Loading ratings...Loading...

Schon in der Fahrschule sind Reaktionsweg, Bremsweg und Anhalteweg Thema. Denn nur wer abschätzen kann, welche Strecke er zum Anhalten benötigt, weiß beispielsweise auch, wie viel Abstand er zum Vorausfahrenden halten sollte. Als Teil des Anhaltewegs braucht es allerdings ein wenig mathematisches Wissen, um den Reaktionsweg ausrechnen zu können.

FAQ: Reaktionsweg

Was ist der Reaktionsweg?

Der Reaktionsweg geht dem Bremsweg voraus. Es handelt sich dabei um den Weg, der in der Zeit zurückgelegt wird, bis der Fahrer reagiert. Die Reaktionszeit beträgt in der Regel etwa eine Sekunde.

Was verlängert den Reaktionsweg?

Erscheinungen wie Müdigkeit, Unaufmerksamkeit, Alkohol oder Drogen, Medikamente oder Erkrankungen können die Reaktionszeit verlangsamen und damit den Reaktionsweg verlängern. Wie Sie den Reaktionsweg berechnen, erfahren Sie hier.

Was ist neben dem Reaktionsweg zu beachten?

Neben dem Reaktionsweg spielt auch der Bremsweg beim Anhalten eine wichtige Rolle. Aus Reaktionsweg und Bremsweg kann der Anhalteweg berechnet werden

Reaktionsweg in Auto, Lkw & Co.: Übersichtstabelle

Ge­schwin­dig­keitRe­aktions­weg
30 km/h9 m
50 km/h15 m
70 km/h21 m
100 km/h30 m
120 km/h36 m
130 km/h39 m
150 km/h45 m
180 km/h54 m
200 km/h60 m
Achtung! Der Reaktionsweg ist nicht gleichzusetzen mit dem Anhalteweg!

Was ist der Reaktionsweg?

Der Reaktionsweg wird zurückgelegt, ehe überhaupt die Bremsung eingeleitet werden konnte.
Der Reaktionsweg wird zurückgelegt, ehe überhaupt die Bremsung eingeleitet werden konnte.
Der Reaktionsweg ist selbst bei 50 Stundenkilometern bereits 15 Meter lang.
Der Reaktionsweg ist selbst bei 50 Stundenkilometern bereits 15 Meter lang.

Um den Reaktionsweg zu berechnen, muss deutlich sein, worum es sich eigentlich handelt. Er geht dem Bremsweg voraus und beschreibt die Zeit, die das Fahrzeug zurücklegt, ehe der Fahrer auf einen Reiz reagiert, z. B. auf ein Hindernis.

Er ist also von der Reaktionszeit abhängig, die je nach Situation, geistigem und gesundheitlichem Zustand, Alter etc. variieren kann. Normalerweise benötigen Menschen etwa eine Sekunde, um zu reagieren.

Als Reaktionsweg wird die Strecke bezeichnet, die ein Fahrzeug in der Zeit zurücklegt, die ein Mensch benötigt, um einen Reiz zu erkennen, zu verarbeiten und auf ihn zu reagieren.

Wie berechne ich den Reaktionsweg?

Die Berechnung ist beim Reaktionsweg nicht besonders kompliziert, auch wenn viele Fahrschüler vor der Frage „Wie berechnet man den Reaktionsweg“ Bammel haben.

Reaktionsweg in Metern = (Geschwindigkeit in km/h : 10) x 3

Um den Reaktionsweg in der Fahrschule oder der theoretischen Prüfung zu errechnen, ist also lediglich die gefahrene Geschwindigkeit in die Gleichung einzusetzen.

Beim Reaktionsweg spielt der Führerschein keine Rolle - Lkw- und Pkw-Fahrer haben etwa dieselben Reaktionszeiten.
Beim Reaktionsweg spielt der Führerschein keine Rolle – Lkw- und Pkw-Fahrer haben etwa dieselben Reaktionszeiten.

Beispielrechnung: Reaktionsweg bei 50 km/h

(50 km/h : 10) x 3 = 15 m

Beispielrechnung: Reaktionsweg bei 100 km/h

(100 km/h : 10) x 3 = 30 m

Beispielrechnung: Reaktionsweg bei 200 km/h

(200 km/h : 10) x 3 = 60 m

Vom Reaktionsweg zum Anhalteweg

Mit der Berechnung des Reaktionsweges allein ist es jedoch noch nicht getan, wenn es darum geht herauszufinden, nach wie vielen Metern ein Fahrzeug zum Stehen kommt. Denn der sogenannte Anhalteweg setzt sich aus dem Reaktionsweg und dem Bremsweg zusammen.

Der normale Bremsweg wird wie folgt berechnet:

Bremsweg in Metern = (Geschwindigkeit in km/h : 10) x (Geschwindigkeit in km/h : 10)

Bei 50 Stundenkilometern sähe die Formel daher so aus: (50 : 10) x (50 : 10) = 5 x 5 = 25 Meter. Bei 100 Stundenkilometern erhöht sich der Bremsweg bereits drastisch: (100 : 10) x (100 : 10) = 10 x 10 = 100 Meter.

Soll nun statt einer normalen Bremsung eine Gefahrenbremsung ermittelt werden, so müssen die Endergebnisse durch den Faktor 2 dividiert werden. Bei 50 km/h kann ein Auto also in 12,5 Metern anhalten, bei 100 km/h innerhalb von 50 Metern.

Ermittlung des Anhaltewegs

Der Anhalteweg ergibt sich aus

Reaktionsweg plus Bremsweg.
Zu wenig Abstand kann schlimm enden: Sie sollten den Reaktionsweg und den Bremsweg daher kennen.
Zu wenig Abstand kann schlimm enden: Sie sollten den Reaktionsweg und den Bremsweg daher kennen.

Bei einer Höchstgeschwindigkeit innerorts von 50 km/h ergäbe sich also ein Anhalteweg von 27,5 Metern nach einer Gefahrenbremsung:

15 m + 12,5 m = 27,5 m

Bei der Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen außerorts von 100 km/h würde der Anhalteweg bereits 80 Meter betragen:

30 m + 50 m = 80 m

Reaktionsweg, Bremsweg und Anhalteweg zeigen: Je höher die gefahrene Geschwindigkeit ist, desto größer sollte in der Regel auch der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug sein. Auf Autobahnen gilt bspw. die Faustformel, dass der Abstand mindestens den halben Tachowert betragen sollte!

Anhalteweg mit dem Auto: Übersichtstabelle

Gefahrene Geschwindig­keit in km/hnormaler Anhalteweg in mAnhalteweg bei Gefahren­bremsung in m
1043,5
20108
301813,5
402820
504027,5
605436
707045,5
808856
9010767,5
10013080
11015493,5
120180108
130208123,5
140238140
150270157,5
160304176
170340195,5
180378216
190418237,5
200460260

Äußere Faktoren: Was beeinflusst den Reaktionsweg?

Um einen Wildunfall o. Ä. zu vermeiden, sollte der Reaktionsweg großzügig bemessen werden.
Um einen Wildunfall o. Ä. zu vermeiden, sollte der Reaktionsweg großzügig bemessen werden.

Die Formel, mit der der Reaktionsweg berechnet werden kann, beschreibt den theoretisch-physikalischen Idealzustand. In der Praxis gibt es jedoch zahlreiche Faktoren, die den Reaktionsweg beeinflussen.

Im Gegensatz zum Bremsweg spielt beim Reaktionsweg der Mensch die größte Rolle. Sein psychischer und physischer Zustand hat maßgeblich Einfluss, wie lang sein Gehirn benötigt, um einen Reiz wie ein Hindernis zu erkennen und darauf zu reagieren.

Insbesondere die folgenden Faktoren können die Reaktionszeit und damit den Reaktionsweg verlängern:

  • Müdigkeit
  • Unaufmerksamkeit
  • Alkohol und Drogen
  • Medikamente
  • Erkrankungen

All diese Faktoren können nicht nur dazu beitragen, die Aufnahmefähigkeit des Gehirns zu beeinträchtigen, sondern auch seine Fähigkeiten zur Reizverarbeitung drastisch verlangsamen.

Auch die Witterung beeinflusst ggf. den Reaktionsweg bzw. Bremsweg.
Auch die Witterung beeinflusst ggf. den Reaktionsweg bzw. Bremsweg.

Vor einer Gefahrenbremsung bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h beginnt der Kfz-Führer bereits bei normaler Reaktionszeit erst nach 15 Metern mit der Bremsung. Verlängert sich die Reaktionszeit auf das Doppelte, verdoppelt sich auch der Reaktionsweg. In einer Ortschaft können 30 Meter jedoch schnell zu wenig Abstand sein.

Daher sollten Fahrzeugführer niemals unter Alkohol– oder Drogeneinfluss oder übermüdet ein Auto steuern. Auch Erkrankungen oder Medikamente können die eigenen Fähigkeiten reduzieren. Im Zweifel sollte zuerst ein Arzt konsultiert werden!

Außerdem sollte aufmerksam und vorausschauend gefahren werden, so banal dies auch klingt. Wer in der Dämmerung durch ein Waldgebiet fährt, ist auf plötzliche Wildwechsel besser vorbereitet, wenn er sich dieser Gefahr bewusst war. Gleiches gilt für das Fahren durch eine Straße vor einer Schule oder einem Kindergarten.

Aus diesem Grund sollten Sie auch auf das Fahren verzichten, wenn Sie emotional aufgewühlt sind. Auch dadurch kann sich der Reaktionsweg entscheidend verlängern. Passen Sie Ihre Fahrweise außerdem den Witterungsbedingungen an!

Im Video zusammengefasst: Der Reaktions- und Anhalteweg

Was ist der Anhalteweg und wie wird er berechnet? Diese und weitere Antworten gibt es im Video!
Was ist der Anhalteweg und wie wird er berechnet? Diese und weitere Antworten gibt es im Video!

Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Murat Kilinc studierte Jura an der Uni Bremen. Sein Referendariat führte ihn in den Landgerichtsbezirk Verden sowie das OLG Celle. Seine Zulassung als Anwalt erhielt er 2014. Seit 2018 ist er zudem Fachanwalt für Verkehrsrecht und befasst sich umfassend mit diesem Rechtsgebiet.

Bildnachweise