Bremsweg berechnen: Welche Faktoren wirken sich auf die zurückgelegte Strecke aus?

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Schon in der Fahrschule spielt der Bremsweg eine wichtige Rolle und treibt zahllosen Führerscheinanwärtern den Schweiß auf die Stirn. Er ist wichtiger Bestandteil des Anhalteweges und kann durch zahlreiche mechanische und witterungsbedingte Faktoren beeinflusst werden. Doch wie können Sie den benötigten Bremsweg berechnen? Wie unterscheiden sich einfache und Gefahrenbremsung? Und wovon ist der Bremsweg abhängig? Eine kleine Auffrischung.

Bremsweg berechnen: Welche Formel findet Anwendung?

Normaler Bremsweg (in m)

sBrems ≈ (Geschwindigkeit : 10) x (Geschwindigkeit : 10)

Bremsweg bei Gefahrenbremsung (in m)

sGefahr ≈ [(Geschwindigkeit : 10) x (Geschwindigkeit : 10)] : 2

FAQ: Bremsweg

Wie lang ist der Bremsweg?

Sie können den Bremsweg mithilfe einer Formel bei normaler und bei Gefahrenbremsung ausrechnen. Der Bremsweg ist auch abhängig von der Fahrzeugklasse. Wie Sie den Bremsweg berechnen, erfahren Sie hier.

Was verlängert den Bremsweg?

Der Bremsweg kann sich durch die Beschaffenheit der Reifen oder der Fahrbahn verlängern. Auch Ladung und der Zustand der Reifen können sich auf den Bremsweg auswirken.

Was ist neben dem Bremsweg zu beachten?

Neben dem Bremsweg spielt auch der Reaktionsweg eine entscheidende Rolle. Aus Bremsweg und Reaktionsweg kann der Anhalteweg berechnet werden

Faustformel für benötigten Bremsweg unter Idealbedingungen

Der ewige Dauerbrenner in jeder Fahrschule: die Bremsweg-Berechnung.
Der ewige Dauerbrenner in jeder Fahrschule: die Bremsweg-Berechnung.

Hauptfaktor bei der Berechnung des Bremsweges ist die gefahrene Geschwindigkeit. Diese hat den größten Einfluss auf den Anhalteweg. Der benötigte Bremsweg (Idealbedingungen vorausgesetzt) ergibt sich einzig aus dem Tempo: Dabei werden 1/10 der Geschwindigkeit mit 1/10 der Geschwindigkeit multipliziert. Der sich hieraus ergebende Wert ist der rechnerisch benötigte normale Bremsweg in Metern.

Für die Gefahrenbremsung kann der benötigte Bremsweg mittels dieser Fausregel ebenfalls ermittelt werden. Sie müssen hierzu lediglich den normalen Bremsweg durch zwei teilen.

Im Folgenden einige Beispiele zur Veranschaulichung und Verinnerlichung der Faustregel für die Bremsweg-Berechnung:

1. Bremsweg bei 30 km/h

sBrems ≈ 30/10 x 30/10 = 3 x 3 = 9 Meter
sGefahr ≈ (30/10 x 30/10) : 2 = (3 x 3) : 2 = 4,5 Meter [oder = 9 Meter : 2]

2. Bremsweg bei 50 km/h

sBrems ≈ 50/10 x 50/10 = 5 x 5 = 25 Meter
sGefahr ≈ (50/10 x 50/10) : 2 = (5 x 5) : 2 = 12,5 Meter [oder = 25 Meter : 2]

3. Bremsweg bei 60 km/h

sBrems ≈ 60/10 x 60/10 = 6 x 6 = 36 Meter
sGefahr ≈ (60/10 x 60/10) : 2 = (6 x 6) : 2 = 18 Meter [oder = 36 Meter : 2]

4. Bremsweg bei 100 km/h

sBrems ≈ 100/10 x 100/10 = 10 x 10 = 100 Meter
sGefahr ≈ (100/10 x 100/10) : 2 = (10 x 10) : 2 = 50 Meter [oder = 100 Meter : 2]

Doppelte Geschwindigkeit = doppelter Bremsweg? Mitnichten! Anhand dieser Beispiele zeigt sich, dass sich der Bremsweg bei doppeltem Tempo vervierfacht.

Zu beachten ist bei dieser Berechnungsmethode jedoch, dass diese lediglich den ungefähren Bremsweg unter Idealbedingungen beschreibt, also bei trockener Fahrbahn, idealer Haftreibung zwischen Reifen und Straße sowie unter Abwesenheit anderer baulicher oder technischer Mängel.

In der folgenden Bremswegtabelle finden Sie die rein rechnerisch benötigten Bremswege eines Pkw bei Geschwindigkeiten bis 200 km/h:

Geschwin­digkeitsBremssGefahr
1010,5
2042
3094,5
40168
502512,5
603618
704924,5
806432
908140,5
10010050
11012160,5
12014472
13016984,5
14019698
150335112,5
160256128
170289144,5
180324162
190361180,5
200400200

Realer Bremsweg auch abhängig von den Fahrzeugklassen

Von 50 auf 100 km/h: Der Bremsweg vervierfacht sich bei verdoppelter Geschwindigkeit.
Von 50 auf 100 km/h: Der Bremsweg vervierfacht sich bei verdoppelter Geschwindigkeit.

Zudem wird mit obiger Formel der Bremsweg eines durchschnittlichen Pkw ermittelt. Andere Fahrzeuge haben ebenfalls abweichende Eigenschaften, die sich auf die benötigte Strecke auswirken können.

Der Bremsweg von einem Motorrad kann unter realen Bedingungen abweichen, da hier nur zwei statt vier Reifen direkten Straßenkontakt haben. Die geringere Reibungsfläche führt dazu, dass der benötigte Weg bis zum Halt sich verlängert. Auch die Bremsen selbst (Vorderbremse, Fußbremse u. a.) wirken sich aus. Da einspurige Fahrzeuge jedoch in aller Regel auch wesentlich leichter als Pkw sind, werden diese Aspekte ggf. weitgehend kompensiert.

Das Gewicht des Kfz ist ein wesentlicher Faktor, der sich auf den Bremsweg auswirken kann. Bei Lkw kann das größere Gewicht auch bei Mehrfachbereifung nicht vollumfänglich kompensiert werden. Hier verlängert sich der Bremsweg gegenüber einem Auto erheblich.

Der ADAC hat 2015 unterschiedliche Fahrzeugklassen unter die Lupe genommen und den Bremsweg verglichen. Vorbedingung war ein Tempo von 80 km/h und ein vollbeladenes Fahrzeug. Verglichen wurde der real gemessene Bremsweg bei Gefahrenbremsung.

 

  1. Pkw = 23,2 Meter
  2. SUV = 23,5 Meter
  3. SUV mit Anhänger = 25,2 Meter
  4. Motorrad = 25,3 Meter
  5. Kleintransporter = 28 Meter
  6. Wohnmobil = 29,8 Meter
  7. Lkw = 36,2 Meter

Da der Bremsweg bei Lkw, Kfz mit Anhängern u. ä. länger ist, gelten für diese auch strengere generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen als für Pkw oder andere Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Dürfen Autos (ohne Anhänger) auf freigegebenen Autobahnstrecken zum Beispiel auch (unter gegebenen Umständen erheblich) mehr als 100 km/h fahren dürfen, gilt für Lkw über 3,5 Tonnen zGG hier stets ein generelles Tempolimit von 80 km/h. Auch die Abstandsregelungen sind für Sie aufgrund des längeren Bremsweges strenger: Bei einer Geschwindigkeit über 50 km/h müssen Lkw zum Vorausfahrenden mindestens 50 Meter Abstand halten.

Was verlängert den Bremsweg?

Pkw- vs. Lkw-Bremsweg: Größeres Gewicht bedeutet in aller Regel auch längeren Anhalteweg.
Pkw- vs. Lkw-Bremsweg: Größeres Gewicht bedeutet in aller Regel auch längeren Anhalteweg.

Es gibt zahlreiche Aspekte, die sich negativ auf den benötigten Bremsweg auswirken und ihn so verlängern können:

  • Straßenglätte
  • Rollsplitt auf der Straße
  • nicht ausreichende Profiltiefe der Reifen
  • abgenutzte Bremsbeläge oder Defekte an den Bremsen
  • nicht geeignete Bereifung (z. B. Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen)
  • ungesicherte Ladung
  • u. a.

Achtung: Nicht allein der Bremsweg ist von Bedeutung

Der benötigte Weg, um ein Fahrzeug abschließend zum Halten zu bringen, ergibt sich nicht allein aus dem Bremsweg. Auch die Reaktionszeit muss hierfür berücksichtigt werden. Denn bevor der Fahrer tatsächlich bremst, muss er zunächst das Hindernis registrieren und dann entsprechend darauf reagieren. Auch in dieser Zeitspanne legt das Auto einen gewissen Weg zurück: den Reaktionsweg.

Aus Bremsweg und Reaktionsweg kann der Anhalteweg berechnet werden, der in etwa benötigt wird, bis das Auto (rein rechnerisch) zum Stillstand kommen könnte.

Im Video zusammengefasst: Der Brems- und Anhalteweg

Was ist der Anhalteweg und wie wird er berechnet? Diese und weitere Antworten gibt es im Video!
Was ist der Anhalteweg und wie wird er berechnet? Diese und weitere Antworten gibt es im Video!

Über den Autor

Mathias Voigt (Rechtsanwalt)
Mathias Voigt

Mathias Voigt studierte an der juristischen Faktultät in Rostock und ging anschließend für sein Referendariat nach Nordrhein-Westfalen. Seine anwaltliche Zulassung erhielt er 2013. Seine Interessensschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen Verkehrs- und Strafrecht.

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